Gelsenkirchen. . Der Schulentwicklungsplan für weiterführende Schulen soll nun endlich festgezurrt werden. Und das Primus-Modell soll Kinder ab 2014 an zwei Schulen in Gelsenkirchen zehn Jahre lang gemeinsam lernen lassen.

Offiziell hat das Schuljahr 2012/ 2013 bereits begonnen, auch wenn der Unterricht erst am 22. August startet. Politik und Verwaltung aber haben sich für dieses Schuljahr vorgenommen, den Schulentwicklungsplan für die weiterführenden Schulen endlich auf den Weg zu bringen. Darin werden viele Neuerungen stecken.

Ganz unabhängig vom lokalen Schulentwicklungsplan wird es im Schulbereich noch etwas ganz Neues geben: Eine Grundschule samt Sekundarstufe eins unter einem Dach. Primus heißt das neue Projekt, das die Landesregierung gleich nach der Landtagswahl 2009 andachte. Der Schulversuch soll das längere gemeinsame Lernen fördern und erproben, wie gut es die Erhaltung eines wohnortnahen, finanzierbaren Schulangebotes in Zeiten stark sinkender Kinderzahlen sichern kann. Natürlich soll diese Schulform auch inklusiv arbeiten, das heißt auch Kindern mit speziellem Förderbedarf offenstehen.

Workshop im Oktober mit allen Fraktionen und Verwaltung

Gelsenkirchen will sich um möglichst zwei Primus-Standorte bewerben. Allerdings nicht zum ersten denkbaren Starttermin 2013, sondern erst für das Schuljahr 2014/15. In Rotthausen und Beckhausen könnte man sich so eine Schule nach dem „Primus“-Modell sehr gut vorstellen, so Barbara Filthaus, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Bildung der SPD vor Ort. Die Konzepte dafür seien in Arbeit, die Elternbefragung in den Kitas zu deren Einstellung gegenüber dem Primus-Modell stehe kurz bevor.

Was genau beim Land beantragt wird, soll – neben dem Elternvotum – in einem Workshop mit Vertretern aller Ratsfraktionen und der Verwaltung im Oktober diskutiert werden. In diesem Workshop soll der ganze Schulentwicklungsplan für die weiterführenden, allgemeinbildenden Schulen festgesteckt werden. Es geht um die Anpassung der Schullandschaft vor Ort an die demographische Entwicklung. Sprich an die Tatsache, dass es immer weniger Kinder gibt.

Nur wenn alle einverstanden sind

Thema dabei sind das langsame Auslaufen der Hauptschulen – nur noch vier konnten diesmal Eingangsklassen bilden – , und die Zukunft aller Schulformen. „Wir wollen uns mit allen Fraktionen abstimmen. Es soll kein Schulstandort ohne Konsens aufgelöst werden. Allerdings wird die Entwicklung langfristig wohl klar in Richtung zwei Säulen gehen: Gesamtschulen samt deren kleinen Geschwistern, den Sekundar- bzw. Gemeinschaftsschulen, plus Gymnasien“, glaubt der zuständige Dezernent, Manfred Beck.

Eigentlich gab es bereits 2010 einen weit gediehenen Schulentwicklungsplan. Doch dann überschlugen sich die die Ereignisse durch den Regierungswechsel in Düsseldorf. Der Gelsenkirchener Plan wurde ausgesetzt, um die Entwicklung abzuwarten.

Vier zusätzliche Schulen mit gemeinsamem Unterricht

Unterdessen ist die geplante Gemeinschaftsschule bereits Geschichte, die Sekundarschule in Hassel nimmt ihre Arbeit als Regelschule auf. Weitere Sekundarschulen habe man derzeit jedoch nicht im Sinn, so Barbara Filthaus. Man wolle erst Erfolg und Akzeptanz des Pioniers abwarten.

Der dickste „Brocken“, den die Bildungspolitiker in naher Zukunft zu stemmen haben, ist aber die Inklusion, deren Umsetzung die EU-Menschenrechtskonvention schon lange von Deutschland einfordert. Das heißt das Recht von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen aller Art, an einer normalen Regelschule unterrichtet zu werden. Zwei weitere Grundschulen – somit sechs insgesamt – und zwei Hauptschulen zusätzlich zur Gesamtschule Berger Feld und der Mulvany-Realschule bieten ab diesem Schuljahr gemeinsamen Unterricht an. Zwei Lehrer sind von der Bezirksregierung als Inklusionsberater eingesetzt. Allerdings nicht freigestellt.

Ihre Meinung ist gefragt

Bei unserer Kurzumfrage zum Thema Primus-Modell auf der Bahnhofstraße trafen wir ausschließlich auf mehr oder weniger reine Befürworter. Sicher gibt es jedoch auch andere Meinungen zur Schulentwicklung in Gelsenkirchen bzw. zu Schulversuchen und Formen des gemeinsamen Lernens.

Wir wüssten gern von Ihnen, liebe Leser: Was wünschen Sie sich und unseren Kindern? Sollten Kinder künftig bis Klasse zehn in einer Schule bleiben? Schreiben sie uns Ihre Meinung: An die WAZ-Redaktion, Ahstr. 12, 45879 Gelsenkirchen oder an redaktion.gelsenkirchen@waz.de