Gelsenkirchen. Rund 160 Notinseln gibt es in Gelsenkirchen. Kinder, die in einer Notsituation sind, können dann in diese Geschäfte gehen und finden dort Ansprechpartner, die ihnen helfen.

Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit und schon sind die Schlüssel oder das Portemonnaie verschwunden: Was Erwachsenen täglich zuhauf passiert, kann Kinder schnell aus der Bahn werfen, wenn sie alleine unterwegs sind. Kleine Gelsenkirchener, die unverhofft in Krisensituationen geraten, wissen nur selten, dass sie in zahlreichen Geschäften, Banken, Apotheken, Hotels und Restaurants schnelle Hilfe erhalten können. Dabei sind diese "Kindernotinseln" in der ganzen Stadt zu finden. Ein großer Aufkleber, der in der Regel gut sichtbar im Eingangsbereich angebracht ist, weist auf diese Fluchtpunkte hin.

Probleme der Kinder ernst nehmen

Kinder können hier sicher sein, dass ihnen die Menschen, die dort arbeiten, bei kleinen und großen Problemen mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Für viele Erwachsene ist es selbstverständlich, dass sie in Notsituationen helfen. Durch die Kindernotinseln sollen Kinder aber die Gewissheit haben, dass es dort jemanden gibt, der ihr Problem ernst nimmt“, erklärt Anke Jedamzik vom Ortsverein Gelsenkirchen des Deutschen Kinderschutzbundes. „In der Regel handelt es sich dabei aber um kleine Schwierigkeiten, wie verlorene Schlüssel, Ärger mit anderen Kindern oder wenn jemand hingefallen ist. Es ist auch schon vorgekommen, dass die Polizei gerufen werden musste, weil ein Kind verfolgt wurde. Das ist aber äußerst selten.“

Die ersten Kindernotinseln in Gelsenkirchen wurden im Dezember 2005 „eröffnet“. Eine Umfrage unter den Notinsel-Partnergeschäften, die zwei Jahre nach der Einführung durchgeführt wurde, ergab, dass in dieser Zeit 20 Kinder die Hilfe der Gelsenkirchener Notinseln in Anspruch genommen haben. Aktuelle Statistiken gibt es zurzeit nicht.

Um den Bekanntheitsgrad bei den kleinen Gelsenkirchenern zu steigern, werden Studenten pädagogischer oder sozialer Fachrichtungen zu sogenannten Notinsel-Lotsen geschult, die ein Mal im Jahr in die Schulen gehen und Erstklässlern das Projekt vorstellen. Rund 160 Notinseln gibt es in Gelsenkirchen. Sie sind leicht zugänglich und verfügen über mindestens zwei Mitarbeiter. Wer sich bereit erklärt, Kindern in Krisensituationen zu helfen, unterschreibt zunächst eine Selbstverpflichtung und erhält dann einen der Aufkleber sowie eine Handlungsanweisung, die regionale Notrufnummern ausweist und darstellt, was im Notfall zu tun ist.

Schon mehrfach geholfen

Achim Urbais hat vor Jahren eine solche Erklärung unterzeichnet. Direkt neben der Eingangstür zu seinem Geschäft „Asian Brand“ an der Ahstraße hängt der Notinsel-Aufkleber im großen Schaufenster. „Es war für mich selbstverständlich da mitzumachen als ich damals gefragt wurde“, sagt Urbais. Erst recht, weil er seinen Laden unweit eines Kinderheimes betreibt.

Tatsächlich kam vor einigen Jahren schon einmal ein Kind in den Laden, weil es von einem anderen Kind bedroht wurde. „Das war aber ein Einzelfall. Vorgekommen ist es aber schon häufiger, dass wir Menschen in Notsituationen helfen, wenn wir das vor unserem Laden erkennen. Ein hatte sich ein Kind verletzt, ein anderes Mal war ein älterer Mann zusammengebrochen. Natürlich hilft man dann.“

Auch die Ehrenamtsagentur an der Bahnhofstraße hat einen Aufkleber im Schaufenster. „Kindern in Not mussten wir zum Glück noch nicht helfen. Ich hoffe, dass das ein gutes Zeichen ist und in Gelsenkirchen nicht so viele Kinder in Not sind“, sagt Uwe Andreas-Hribernigg. Trotzdem würde er sich wünschen, dass sich mehr Geschäfte in der Fußgängerzone einen Aufkleber zulegen und Kindern in Not eine rettende Insel sind.