Essen. . „Wo wir sind, bist du sicher.“ - Dieser Slogan an einer Ladentür zeichnet das Geschäft als Kindernotinsel in Essen aus. In insgesamt 311 dieser Notinseln helfen Angestellte Kindern in Not. Manchmal brauchen sie dafür nur ein Pflaster. Manchmal müssen sie aber auch die Polizei rufen.

Mit 311 Anlaufstellen hat Essen nach Bochum mittlerweile die meisten Kindernotinseln. Engagement, das nicht selbstverständlich ist. Denn auch wenn die Hilfe selten beansprucht wird, gibt’s auch immer wieder Geschäfte, die ablehnen.

Manchmal ist es nur ein Pflaster, das sie brauchen. In manchen Fällen muss aber auch die Polizei weiterhelfen. Aber ob kleine oder große Sorgen: Wenn Kinder in Notsituationen sind, können sie inzwischen 311 „Notinseln“ in der Stadt aufsuchen. – Tendenz steigend. Und auch wenn diese selten beansprucht werden, gibt’s auch Geschäfte, die ablehnen.

Ausgesperrt, in die Hose gemacht oder verfolgt

Warum die mit dem Aufkleber gekennzeichneten Zufluchtsorte notwendig sind? „Bedrohliche Situationen auf dem Schulweg sind an der Tagesordnung“, sagt Cornelia Lang, Leiterin des Notinselprojekts vom Verein für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten Ruhrgebiet (VKJ). Ob sich ein Kind ausgesperrt, sich in die Hosen gemacht hat, oder es schlimmstenfalls bedroht und verfolgt wurde, spiele keine Rolle. In jedem der 311 Geschäfte garantiert das Zeichen „Wo wir sind, bist du sicher“. Die geschulten Mitarbeiter sind damit verpflichtet, den Kleinen zu helfen.

Juri Boluch, Inhaber des Partyservice „Die Windmühle“ in Holsterhausen ist es eine „Herzenssache“. Als er Anfang 2011 vom Projekt hörte, war er „sofort dabei“. „Man kann nicht genug für Kinder tun“, sagt der 51-Jährige, dessen Frau und Kind vor 22 Jahren verstorben sind. Zwei Mal konnte er Kindern helfen, die sich zu Hause ausgesperrt hatten, bei dem Fall eines 13-jährigen Mädchens musste er die Polizei hinzuholen.

Geschäfts-Inhaber fürchten verschreckte Kunden

Das allerdings sei die Ausnahme, so Lange vom VKJ: „2011 wurden von 200 Notinseln rund fünf in Anspruch genommen.“ Selbst wenn sie das bei der Suche nach neuen Standorten jedes Mal betone, gebe es immer wieder Geschäfte, die Polizeieinsätze und abgeschreckte Kunden fürchten.

Essen hat (nach Bochum) in der Umgebung die meisten Notinseln. „Und selbst für einen einzigen Fall hätte der Aufwand sich gelohnt.“

400 Notinseln sind das Ziel

Das bundesweite Projekt Notinsel der Stiftung Hänsel und Gretel hat seit Dezember 2010 in Essen 311 Standorte gefunden – das Ziel sind 400 bis Ende des Jahres. Wer Notinsel sein will, braucht Verantwortungsgefühl, Hilfsbereitschaft und ein erweitertes Führungszeugnis, das zu diesem Zweck kostenlos angefordert werden kann. Interessenten melden sich bei Cornelia Lange vom VKJ unter 501503. Mehr Infos unter: www.notinsel.de