Gelsenkirchen. Spektakuläres hat der Gelsenkirchener Wasserversorger in der Halde Scholven gebaut. Zehn jeweils 66 Meter Lange Röhren speichern dort jeweils 3600 Kubikmeter Trinkwasser. Reinigungen finden regelmäßig statt.

Was macht ein Wasserversorger, damit der lebenswichtige Rohstoff nie knapp wird? Er sorgt mit gigantischen Wasserbehältern dafür, dass der Verbraucher immer seine Morgendusche genießen und anschließend den Kaffee aufbrühen kann.

Versteckt und eingebettet in eine 126 Meter hohe Bergehalde in Scholven, liegen zehn je 66 Meter lange Röhren mit einem Durchmesser von zehn Metern. In jeder dieser Wasserkammern sind 3600 Kubikmeter Trinkwasser gelagert. Nahezu täglich werden die Wassermengen, die aus 1200er Leitungen in den Berg gepumpt werden, ausgetauscht. Die zu- und ablaufenden Leitungen sind dabei aus Sicherheitsgründen in ein Tunnelsystem gebettet. Der Hochbehälter dient gleichzeitig als Puffer zwischen dem vorgeschalteten Wasserwerk und den Kunden. Er gleicht Versorgungsschwankungen aus. Die Kammern füllen sich, wenn weniger Wasser verbraucht wird und nehmen bei hohem Bedarf geringere Mengen auf.

Kondenswasser an den Wänden

Es ist feucht in dem Berginneren, Kondenswasser tropft von den Wänden, Matten sind auf dem Boden ausgelegt. Auf einer Tafel erfahren Besucher, dass auch Bauherren in Karthago die Technik, riesige Wassercontainer zu planen, schon beherrschten. So hatte schon Antonius Pius 150 n. Chr. einen Behälter mit Ausmaßen von 39 x 154 Metern konstruiert. In den Behältern von Gelsenwasser lagert das Wasser bei konstanter Temperatur von 13 Grad angenehm kühl. Der Wasserstand in jedem der zehn Röhren schwankt zwischen 2,70 Metern und 8,20 Metern.

Dass die Wasserreserven in einem Berg untertauchen, ist der Ruhrkohle zu verdanken. Die RAG schüttete seit 1969 ihre Waschberge aus der Kohleförderung auf die Halde. Die hatte schließlich 1979 eine Höhe erreicht, die Gelsenwasser als ideal für ihren Standort als Vorratsspeicher erschien. Man einigte sich mit der RAG, der Bau konnte 1980 beginnen. Für Ulrich Sadlowski von der Betriebsdirektion Gelsenkirchen eine optimale Lösung. „Wir hätten sonst einen Wasserturm bauen müssen, der sich wohl kaum der Landschaft angepasst hätte.“ Drei Jahre lang bewegten sich Bauarbeiter und Ingenieure auf der Halde. Der Untergrund im Berg wurde durch Betonpfähle, die sich per Rütteltechnik in den Berg fraßen, verdichtet. Schließlich musste der Boden als Fundament für die schweren Wasserbehälter setzungsfrei sein.

Einmal jährlich werden die gigantischen Kammern leer gepumpt. Dann ist Reinigung angesagt. Per Düsenrohr geht der kräftige Sprühstrahl in jeden Winkel. Und dort, wo er die kleinen Ecken nicht erreicht, übernehmen Schrubber und Bürsten das Reinigungsgeschäft. „Selbstverständlich ohne Chemie“, wie Ulrich Sadlowski betont. Und dass die jährliche Sauberkeits-Inspektion mit dem eigenen Wasser erfolgt, versteht sich.