Gelsenkirchen. . Die Stipendiatin der LWL-Kulturstiftung Westfalen-Lippe ist einen Monat lang Gast auf dem Halfsmannshof. Im Atelier der GE-Stipendiatin Claudia Lüke fand eine Willkomensparty für die schwedische Kreative statt.

In Deutschland war Eva Bergenwall früher schon mal. In Berlin, wo denn sonst als Künstlerin? Die auch ansonsten schon viel gereiste Schwedin ist die diesjährige Stipendiatin der LWL-Kulturstiftung Westfalen-Lippe. Einen Monat lang wohnt und arbeitet sie auf dem Halfmannshof und lernt die Kunstszene in Gelsenkirchen und im Ruhrgebiet kennen. Bei ihrer Arbeit will die Malerin sich von ihrer neuen Umgebung beeinflussen lassen.

Der harte Kontrast zwischen ihrer bewaldeten und weitläufigen Heimat und der eng bebauten Großstadt, so die Malerin, habe sie jedenfalls überwältigt. Inwiefern, davon können sich Kunstinteressierte am Donnerstag, 20. September, überzeugen, wenn im Kunstmuseum in Buer die Ausstellung von Eva Bergenwall eröffnet wird. „Während ich zu Hause in Visby meiner Umgebung entsprechend eher helle Farben bei meinen Arbeiten verwende, kann ich mir gut vorstellen, hier im Ruhrgebiet vornehmlich mit dunklen Farben zu arbeiten“, sagt die Künstlerin.

Menschen als Werkzeuge

Eva Bergenwall malt Menschen – keine klassischen Porträts, sie sieht sich eher im expressionistischen Bereich. Sie interessiert sich für Psychologie. „Ich arbeite mit Formen und Farben um die Menschen herum. Auch die Kleidung ist wichtig, sie erscheint als ein Teil der Umgebung“, sagt die Schwedin über ihre Vorgehensweise. Die Menschen seien für sie ein Werkzeug, um in ihre Malereien, ihre Bilder zu gelangen.

Am Samstag ist Eva Bergenwall in Gelsenkirchen angekommen. Mit dem Auto, aber nicht etwa über die Autobahn – das schnelle Fahren und die aggressive Hektik seien ihr nicht geheuer. Dienstagabend hatte es im Atelier Lüke eine Willkommensfeier für die Kreative aus Schweden gegeben. Gastgeberin Claudia Lüke war die Austauschkünstlerin auf Gelsenkirchener Seite – allerdings zeitversetzt. „Normalerweise trifft man sich nicht“, sagt Claudia Lüke.

Austausch mit Gotland seit 1976 

Wegen eines Unfalls im September 2011 hatte sie den direkten Gegenbesuch zu Gelsenkirchens Gotland-Gast Torbjörn Limé nicht antreten können und war erst im Frühjahr in den Norden Europas aufgebrochen. Aktuell weilt parallel zu Eva Bergenwall eine Künstlerin aus Westfalen in Visby. Die Willkommensparty für den Gast aus Gotland hatte 2011 auf dem Halfmannshof stattgefunden. Weil ihr Atelier zentraler gelegen sei, so Lüke, habe man sich mit der LWL-Kulturstiftung und dem städtischen Kulturreferat auf ihre Einrichtung in Schalke verständigt.

Bereits seit 1976 wird mit der schwedischen Insel Gotland der Austausch von bildenden Künstlern organisiert. Der LWL und Gotlands Kommun (Verwaltung von Gotland) entsenden jährlich je eine junge Künstlerin/einen jungen Künstler für vier Wochen zu einem Auslandsaufenthalt in die Künstlerkolonie Brucebo bei Visby bzw. in das westfälische Künstlerdorf Schöppingen und seit 2011 erstmals in die Künstlersiedlung Halfmannshof.

Im nächsten Jahr stellt Eva Bergenwall in China aus. „Mein Aufenthalt hier in Gelsenkirchen ist Teil meiner Arbeit für die Ausstellung in China“, sagt die Schwedin. Auch auf den Halfmannshof hat sie in der Heimat vorbereitete Arbeiten mitgebracht. Claudia Lüke nickt zustimmend, anders sei es nicht zu schaffen. Schließlich gebe es ja auch andere Termine. Den Besuch eines Schalke-Spiels etwa. Einen königsblauen Schal hat Eva Bergenwall schon geschenkt bekommen.