Gelsenkirchen. .

Es ist kurz nach fünf am Nachmittag. Mitten im Stadtteil Schalke. Gerade hat die Band „Muddy Echoes“ ihren Soundcheck beendet. Ein Nachbar beschwert sich, es sei zu laut. Claudia Lüke steht von dem Stress völlig unberührt in ihrem Atelier. „Sowas kommt halt auch vor“, sagt sie trocken und dreht sich trotz eines geschienten Armes gelassen eine Zigarette.

Vielleicht kommt ihre Coolness daher, weil die Gelsenkirchener Künstlerin genau weiß, wie gut ihr Konzept vom „Offenen Atelier“ ankommt.

„Solche Aktionen habe ich schon öfter gemacht. Über die Kombination mit Musik werden gerade junge Menschen auf meine Kunst aufmerksam, die sonst gar nichts mit bildender Kunst am Hut haben“, erzählt Claudia Lüke, die Installationen, Skulpturen und Bilder erstellt.

"Keine Künstlerin im Elfenbeinturm"

Generell sei ihr Atelier in der Luitpoldstraße 50 regelmäßig offen. „Die Künstlerin in ihrem Elfenbeinturm will ich nicht sein“, betont sie. Die Menschen im Stadtteil und um sie herum inspirieren sie, sie braucht die tägliche Beobachtung für ihre Ideen.

Neue Umsetzungen einiger dieser Ideen zeigte sie am Samstag zum ersten Mal in ihrem zweistöckigen Atelier. Unten, so beschreibt sie, werde gebohrt, gemalt und geschliffen. Im oberen Bereich, in den eine schmale Wendeltreppe aus Metall hinaufführt, entstehen am PC vor allem Konzepte und Entwürfe.

Doch nicht nur die Treppe, auch viele von Lükes Kunstwerken, die überall an den Wänden zu betrachten sind, sind aus Metall gefertigt. Doch auch Zeichnungen und Bilder finden sich hier. „Ich schaffe gerne aus bekannten Dingen neue Erscheinungsformen. Auf den ersten Blick erkennt man etwas, doch das ist so verdeckt und mit neuen Fragmenten zusammengestellt, dass man erneut drauf gucken muss“, erklärt Lüke ihr Arbeitsprinzip.

Ein Stück Stadtteilarbeit

Ihr „Offenes Atelier“ sieht die Künstlerin jedoch nicht nur als Möglichkeit, um junge Menschen durch die Kombination von kreativen Ausdrucksformen für Kunst zu begeistern, sondern auch ein Stück Stadtteilarbeit. „Es ist oft so, dass ich, wenn ich draußen sitze, von Nachbarn angesprochen werde, ob man sich das nicht mal angucken könne – und das geht bei mir eigentlich immer“, so Lüke.

Auch wenn sie die meisten Gäste für abends erwartet, wenn die Band auftritt, so fanden auch schon vorher Besucher ihren Weg ins Atelier. Einer davon ist Michael Henschke (42) aus Bulmke. „Ich kenne die Band aus dem Consilium, wo sie öfter auftritt. Ein Konzert im Atelier finde ich gut. Claudia Lüke war mir schon durch eine andere Aktion bekannt“, sagt er.

Rund 60 Leute passen in das kleine Atelier, Lüke geht davon aus, dass es so ordentlich voll wird – auch, wenn der sonstige Durchlauf nicht sonderlich groß ist. Gelassen sieht sie der Aktion entgegen. Wäre es anders, es hätte irgendwie nicht zu ihr gepasst.