Gelsenkirchen. Die Essenerin Annegret Scholl und der Gelsenkirchener Horst Olschewski sind seit 19 Jahren glücklich, haben sich aber erst mit 52 und 53 Jahren kennengelernt – über den Club Aktiv.
„Unverhofft kommt oft“ – das passt zu Annegret Scholl, 71, und Horst Olschewski, 72. Die beiden haben sich 1994 kennengelernt – obwohl sie eigentlich mit einem anderen Mann verabredet war. „Seit dem 26. Februar 1994 sind wir zusammen“, erzählt sie strahlend. Und das wird auch jedes Jahr gefeiert.
In einem Essener Lokal haben sich die beiden kennengelernt: Der Gelsenkirchener Horst Olschewski war dort mit dem „Club Aktiv“ unterwegs – einer Freizeitgruppe für Alleinstehende. Seit 23 Jahren ist er in dem Club schon Mitglied.
Seit zehn Jahren in der Clubleitung
„Als meine Frau gestorben ist, wusste ich nichts mehr mit mir anzufangen, da habe ich Gesellschaft gesucht“, sagt der 72-Jährige, der seit zehn Jahren in der Leitung des Clubs ist. „Der Club Aktiv nimmt nur Alleinstehende auf, aber wenn sich bei uns Paare finden, dürfen die natürlich bei uns bleiben“, fügt seine Partnerin aus Essen hinzu.
Aber zurück ins Jahr 1994: „Als ich 50 war, verstarb mein Mann“, erinnert sich Annegret Scholl, sichtlich betroffen. „Da fiel man schon in ein Loch. Meine Töchter haben dann eine Annonce in die Zeitung gesetzt. So habe ich jemanden kennengelernt, der mich in das besagte Lokal in Essen ausgeführt hat.“ Auf dem Foto habe der Mann recht gut ausgesehen, aber beim Treffen habe sie gemerkt, dass er gar nicht ihr Typ ist.
Während sie und ihre Verabredung tanzten, hatte Scholl aber nur Augen für jemand anderen: „Ich sah dann Horst, ich weiß noch ganz genau was er an dem Tag anhatte: Ein rot-kariertes Sakko und eine schwarze Hose. Wir hatten die ganze Zeit Blickkontakt und damals habe ich mir schon gedacht: Der ist es! Meine Verabredung hatte mich schon gefragt, ob ich ihn kennen würde“, erzählt Scholl lachend.
Keine Probleme bei der Wohnortwahl
Als ihre Verabredung die Toilette aufsuchte, witterte Olschewski seine Chance. „Das ist aber selten, dass eine Tochter mit ihrem Vater tanzen geht“ – das waren die Worte, mit denen er seine Herzdame ansprach. Als ihre Verabredung sie und Olschewski tanzen sah, „hat er nur noch meine Garderobenmarke auf den Tisch gelegt und ist gegangen“, erinnert sich Scholl.
„Irgendwie musste sie dann ja nach Hause kommen, da musste ich sie nach Hause fahren“, fügt Olschewski lächelnd hinzu. Später gab es auch bei der Auswahl des Wohnortes keine Probleme: „Im Sommer wohnen wir bei Horst in Gelsenkirchen, da haben wir einen schönen Garten und hier ist viel mehr Grün. Im Winter sind wir bei mir in Essen, weil ich unten eine schöne Hausbar habe und wir dort Feiern veranstalten können“, erklärt Scholl.
Verein mit knapp 550 Mitgliedern
So hat auch Scholl den Club Aktiv kennen gelernt. Dieses Jahr ist sie sogar „Frau des Jahres“ im Club geworden: Sie hilft ehrenamtlich bei der Büroarbeit.
Wie man so lange glücklich bleibt? „Wir haben die gleichen Interessen, darauf baut alles auf. Wir unternehmen viel gemeinsam und reisen viel. Wir haben schon die ein oder andere Weltreise zusammen gemacht.“, erklärt Olschewski. „Natürlich kommt es mal zu Streitereien, das ist aber ganz normal. Dann spricht man sich aus, das ist ganz wichtig in einer Beziehung“, ergänzt Scholl.
Club feiert 30-jähriges Bestehen
Der Verein hat derzeit etwa 550 Mitglieder, im Ruhrgebiet gibt es zehn Stammtische, einer davon richtet sich an Alleinstehende bis 50 Jahre. Die anderen Mitglieder sind zwischen 50 bis 70 Jahre alt. Wöchentlich finden Stammtische statt, außerdem werden oft kleinere oder größere Reisen unternommen: „Es gibt natürlich einige Mitglieder, die nur eine kleine Rente haben, deshalb schauen wir bei Ausflügen schon, dass wir auch mal einen günstigeren Eintritt in Anspruch nehmen können“, sagt die 71-Jährige.
Im März 2013 feiert der Club sein 30-jähriges Bestehen. „Alleinstehende können sich gerne bei uns melden. Man muss nur den Mut haben, sich anzuschließen“, so Scholl.