Gelsenkirchen. Eheleute buchten zum 60-jährigen Hochzeitstag eine Schiffsreise auf dem Rhein.
Teamgeist in der Ehe beweisen Renate (78) und Egon Reichelt (81), die 60 Jahre erfolgreich und glücklich gemeistert haben. Glück bedeutet für die Beiden auch, auf Zusammenhalt in der Familie bauen zu können. Und, dass das Mädel aus Buer und der Jung’ aus Hassel auch weiter mobil bleiben, dafür sorgen schon die drei Enkel. „Da sind wir immer in Aktion, langweilig wird’s nie“, schmunzelt Renate Reichelt. Wie schon in den langen Ehejahren.
„Der Haushalt musste in Schwung gehalten werden. Es war anstrengender als heute, erinnert sich die 78-Jährige. „Damals bauten wir Gemüse im Garten an, um die Kosten in Grenzen zu halten. Denn es gab nur ein Stück Fleisch pro Woche. Oftmals war ich gezwungen, aus dem Nichts etwas zu kochen wie eine Zauberin.“ „Wie eine Zauberin kocht sie noch immer,“ weiß Ehemann Egon die Künste seiner Frau zu schätzen. „Liebe geht halt durch den Magen.“
Dabei denkt Renate an ihren ersten Treff. „Kennengelernt habe ich Egon durch eine misslungene Verabredung von meiner zwei Jahre älteren Cousine. Wir warteten in schicken Kleidern, die unsere amerikanische Tante uns genäht hatte, aber der erwartete Freund hat meine Cousine versetzt und statt dessen Egon geschickt. Der arme Kerl durfte dann noch den Kinoeintritt für uns beide bezahlen. Aber im Alter von 15 und bekam natürlich langen Hafer von den Eltern. Ich blieb hartnäckig. Aus Trotz wurde Liebe.“
Erinnerungen an den Hochzeitstag vor 60 Jahren
Die Hochzeit wird das Paar nicht nur wegen der besonderen Bedeutung in Erinnerung behalten. Gefeiert wurde in einem extra ausgeschmückten alten Schulraum. Der Oma und anderen Gästen wurde zu kräftig eingeschenkt. So viel, dass viele Gäste nicht mehr standfest waren, über Nacht blieben und alle Betten belegten. „So fiel halt die Hochzeitsnacht für uns aus“, erinnert sich Renate. „Wir schoben zwei Sessel zusammen, um nicht auf dem Boden übernachten zu müssen.“ Umso aufregender war der 50. Hochzeitstag mit Kutschenfahrt, Kapelle und einer Sängerin.
Auch schwere Zeiten überstanden die Beiden. Nach einem Arbeitsunfall 1962 lautete die Diagnose für Egon Reichelt: Schädelbasisbruch. „Ich musste umschulen und arbeitete statt körperlich von da an in der Sozialverwaltung. Auch die Frohnatur meiner Frau half mir, wieder Fuß zu fassen.“
Derzeit machen die Reichelts eine Rheinfahrt bis ins Elsass. Beide freuen sich auf den Bordtanz, denn aufs Parkett gehen sie heute noch gerne. Lange Jahre haben sie im Tanzclub des Helene-Weber-Hauses den richtigen Takt gefunden.
Wenn die Zwei wieder zu Hause sind, werden sie sich mit 30 Leuten aus dem Club, die sie immer noch treffen, bei einem Sektfrühstück feiern lassen. Für Egon Reichelt steht fest: „Familie und Freunde halten eine Beziehung frisch. Nur deshalb konnten wir gemeinsam 60 Jahre überstehen.“