Gelsenkirchen. Wenn dieser Mann etwas besitzt, dann das: unerschütterlichen Mut und Zuversicht. Ohne diese großartigen Tugenden hätte Philipp Bahr nach sieben arbeitslosen Jahren und unendlich vielen Schlappen bei Bewerbungen den Schritt in die Selbstständigkeit sicher nicht gewagt.
Über ein Jahr ist es her, dass der heute 31-Jährige einen Schlussstrich unter die Zeit der Niederlagen gezogen hat. Endlich raus aus Hartz IV. Endlich eine Perspektive. Ein Jahr später zieht er Bilanz.
Firmenphilosophie Nummer eins ist nicht ganz aufgegangen. „Der Einstieg fluppte nicht so richtig. Aber der Gartenbereich zog dann richtig“, sagt der junge Mann, der mit dem hohen Anspruch angetreten war, „sozialer Kälte“ die Stirn zu bieten und der Hilfe im Alltag angeboten hatte. Einkaufen, im Urlaub Blumen gießen, mit dem Hund Gassi gehen, kochen oder putzen – das Repertoire deckte so ziemlich alles ab, was das tägliche Leben an Dienstleistungen abverlangt.
Der Einstieg fluppte nicht richtig
Bahr machte einen Schnitt. Auch, weil sein erster Mitstreiter, ein Gärtner, plötzlich absprang. Anfang dieses Jahres hatte der 31-Jährige sein erstes Meeting mit einem Berater für Selbstständigkeit bei der Agentur für Arbeit. Er bekam Hilfe in Person eines Unternehmensberaters, erstellte einen Business-Plan und fand schließlich nach langer Suche einen Mitarbeiter. Der gelernte Gärtner, bis dato selbst arbeitslos, packte mit an.
Und so ging ein Lebensmotto Bahrs auf: „Niemals aufgeben!“ Das Arbeitsamt unterstützt den jungen Selbstständigen zwar noch, aber mit seinem grenzenlosen Optimismus sieht Bahr auch diese Zeit schon bald zu Ende gehen. Wenngleich er einräumt: „Im Winter wird es sicher noch einmal ganz eng.“ Was ihn von gestandenen Unternehmern unterscheidet: Philipp Bahr mischt sich unter die Leute, spricht sie an, drückt ihnen seinen neuen Flyer „Mit uns ist alles im Grünen Bereich“ in die Hand und empfiehlt sich mit der Zusage, zu einer kostenlosen Gartenberatung vorbei zu schauen. Oder er radelt an Vorgärten vorbei und spricht Leute bei der Arbeit an.
Den Leuten eine Freude machen
Er will eine Nische erobern, möchte Gartenbesitzern helfen, die in ihrer knappen Zeit der Arbeit kaum nachkommen können. Er möchte an Mehrfamilienhäusern anpacken, wo bislang Hobbygärtner nicht unbedingt zur Zufriedenheit der Leute im Einsatz waren. Seinen ursprünglichen sozialen Ansatz hat der in Buer lebende Mann nicht aus den Augen verloren. „Ich will den Leuten auch eine Freude machen.“ Vielleicht bietet er seine Leistungen deshalb günstig an. Apropos Leistungen: Zum Angebotspaket gehören auch kleinere Umzüge und Reparaturen sowie Kellerentrümpelungen.
Ob er davon schon leben kann? Bahr lächelt: „Jein“. Aber das werde schon. Immerhin denkt er schon intensiv darüber nach, einen weiteren Gärtner zu beschäftigen, um selbst mittelfristig das rein geschäftliche Feld zu beackern. Kunden, die er und sein Gärtner bisher bedient haben, seien durch die Bank zufrieden, so Bahr. Nun gehe es darum, den Kundenstamm zu vergrößern. Motivation sei das A und O, sagt der unternehmerische Tausendsassa, für den es nichts gibt, das man nicht lösen kann. Mit seiner kleinen Erfolgsgeschichte will er anderen Mut machen.