Elke Weinert sucht und verkauft Designer-Ware. Ihre Geschäftsgrundlage am Rand der Fußgängerzone ist „Wundervoll”, ein Secondhand-Laden.

Die Schaufensterpuppe trägt Abendlook: schwarzglänzende Hose, transparente Bluse, Jäckchen mit dezenten Applikationen. Ringsum stimmt das modische Umfeld bei Taschen, Accessoires, bei hochhackigen Pumps, Hüten. Elke Weinert hat im Schaufenster in den Blickpunkt gerückt, was Kundinnen in ihrem Laden erwarten dürfen - hochwertige Ware, eher zeitlos, mit leichtem Hauch Extravaganz und bevorzugt von klangvollen Namen. Joop, D & G, Seven, Escada oder Cartoon steht mal dezent auf Etiketten, mal unübersehbar als Label auf der Ware. Was man auf den ersten Blick hingegen nicht sieht: Die Designer-Konfektion stammt aus zweiter Hand und liefert die Basis für Elke Weinerts Geschäftsidee. Die ist „Wundervoll”, so heißt ihr Laden an der Arminstraße 13.

Draußen stehen Zier-Palmen im Novemberregen, die Nachbarschaft wird vom Einzelhandel geprägt. Die Leerstände halten sich in Grenzen. Ein gutes Umfeld, fand Elke Weinert, als sie beschloss, jenseits der 50 den Neustart zu wagen. Die gelernte Versicherungskauffrau und spätere Eurosekretärin wurde 2007 arbeitslos. Neue, feste Stelle? Keine Chance. Sie landete in Hartz IV.

Damit wollte und konnte sie sich nicht abfinden. „Durch meine berufliche Tätigkeit war ich immer adrett gekleidet und hatte den Schrank voller Designer-Kleidung. Ich wusste, dass diese Sachen auf Trödelmärkten gut gehen”, erzählt die brünette Frau. Den Schritt von den ersten Gedankenspielen bis zur Existenzgründung machte sie im April. „Ich bin in einem privaten Unternehmerkreis, der sich einmal im Monat trifft. Da hilft jeder jedem.” Und dort traf sie auch auf die Unternehmensberaterin Angelika Meister aus Haltern, die ihr half, entscheidende Klippen zu umschiffen. Die gröbsten markieren wohl immer noch Behörden: Finanzamt, Arbeitsagentur. Mit Meister fand Weinert zu Fördermöglichkeiten. Die Arbeitsagentur unterstützt sie finanziell zunächst bis Ende Januar 2010. „Ich würde jederzeit wieder Hilfe in Anspruch nehmen”, sagt die 53-Jährige.

Am Rand der Fußgängerzone hat die Bueranerin ihr Ladenlokal gefunden. Ein ehemaliges Textilgeschäft, 150 m2 groß, von ihr runderneuert. Die Regale wurden aufgefrischt, der Boden erneuert, Wände versetzt, die Beleuchtung energie-effizienter gestaltet. Vier Monate lief die Umbau- und Startphase, verbunden mit reger Sammeltätigkeit. Kommissionsware von Kunden füllte nach und nach die Fächer und Kleiderstangen, hinzu orderte Elke Weinert Neuware in überschaubarem Rahmen. Wichtig war ihr, das finanzielle Risko gering zu halten. Und eben Kunden zu finden, die ihre Kleidung abgeben möchten. „Am Ende stimmt das Konzept, denn jeder verdient”, glaubt Weinert. „Der Kunde, der günstig einkaufen kann, ich als Geschäftsinhaberin und natürlich derjenige, der die Ware abgibt und so in bare Münze wandeln kann.”

Am 1. August öffnete der Laden. Die Winterkollektion hat längst Einzug gehalten, wöchentlich wird umdekoriert („das machen liebe Freundinnen”), die Wertigkeit der Ware ist gestiegen, der Nachschub rollt. Die Gründerin ist auf dem Weg zu dem Geschäft, wie sie es sich vorstellt. „Das hat sich rumgesprochen”, sagt Elke Weinert, die den Aufschwung nach ersten stillen Wochen mit Kundinnen verbindet, die aus Buer in die Altstadt fanden. Nach und nach räumt sie nun eher biedere Sachen aus, die sie anfangs angenommen hat, um den Laden zu füllen, die aber eigentlich nicht ins Konzept passen. Und nicht in die Nische, die „Wundervoll” besetzen möchte.

Die Verlockung der Marken

Die Händlerin setzt auf Service. daher holt sie ware auch diskret bei Kunden ab. „Aber es wird nichts angenommen, was fleckig oder schadhaft ist”, sagt Elke Weinert. Notfalls gibt sie die Sachen – interessante Ware vorausgesetzt – selbst in die Reinigung oder zu einer Schneiderin. „Das wird dann verrechnet”, sagt sie. Unterschreiben lässt sich die Händlerin, dass edle Stücke nicht etwa Plagiate sind. „Kontrolle ist wichtig.” Und nicht immer einfach.

Dass gebrauchte Marken namenlose Neuware locker austrumpfen können, zeigt Weinert ein Erlebnis: „Ich hatte samstags eine Louis-Vuitton-Tasche im Fenster. Montag standen drei Leute hier. Ich wusste gar nicht, wem ich sie zuerst geben sollte.” Erreichbar ist Elke Weinert unter Tel. 01578-4294374.