Gelsenkirchen-Scholven.
Trotz aller Befürchtungen von Tierschützern: Die Scholvener Windenergieanlage verdirbt den Wanderfalken nicht die Lust auf Fortpflanzung oder Flugstunden für den Nachwuchs auf der Halde. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten, das die Minegas/Mingas-Power/Ele-Scholven-Wind-GmbH als Betreiber in Auftrag gegeben hat. Auch darüber hinaus fällt die Zwischenbilanz eineinhalb Jahre nach dem Start mehr als zufriedenstellend aus: 10 Mio Kilowattstunden Strom produzierte die Anlage in 2011 – ein guter Wert, auch gegenüber vergleichbaren Anlagen, so die Betreiber.
Schlagopfer, berichtete im Umweltausschuss Andreas Brand, Prokurist bei Minegas/Mingas-Power/Ele-Scholven-Wind-GmbH, habe das unabhängige Gutachten vom Kölner Büro für Faunistik nicht finden können. Das Büro führt das auf drei Jahre angelegte Wanderfalken-Monitoring in Zusammenarbeit mit einem ortskundigen Mitarbeiter der Haus Vogelsang GmbH (HVG) durch, das die Haldenflächen bewirtschaftet. Dieser erfahrene Falkner begeht das Gelände regelmäßig und hält nach Schlagopfern Ausschau, während die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz des Naturschutzbundes (NABU) Daten über Bestand, Bruterfolg und Jungvögel liefert.
Sieben Jungvögel sind herangewachsen
„An den drei Nistplätzen sind insgesamt sieben Jungvögel herangewachsen und ausgeflogen“, informierte Brandt über den Bericht des Kölner Büros, das sich auf 22 Begehungen im Zeitraum Juni bis Mitte Juli 2011 bezieht. „70 Prozent der Haldenfläche sind bei diesen knapp dreistündigen Gängen auf einer Strecke von 3,3 km einsehbar“, sagte Brandt.
Entwarnung sah er auch in Sachen Bodenschwingungen: Zwar seien im Wasserbehälter von Gelsenwasser Vibrationen festgestellt worden. „Sie sind aber so gering, dass laut Gutachter schädigende Wirkungen auf die Halde, das Fundament und den Bodenbehälter ausgeschlossen werden können.“
Deutlich messbare Bewegungen gibt’s derweil am Fundament der Windenergieanlage: Durch die starke Belastung sei der Boden – „allerdings gleichmäßig“ – von August 2010 bis März 2011 um drei Zentimeter abgesackt. „Solche Setzungen sind laut Bodengutachter normal, vor allem kurz nach der Inbetriebnahme. Wichtig ist, dass es zu keiner Schieflage gekommen ist“, betonte Brandt.
Anlage soll 20 Jahre betrieben werden
Auch die Zahl der Stillstände durch Schattenabschaltungen habe reduziert werden können. Diese sind etwa nötig, um Belästigungen von Anwohnern zu vermeiden, wenn Gebäude bei einem bestimmten Stand der Sonne beschattet werden. „BP hatte Sorge, dass durch den Schattenwurf die Leuchten zur Warnung vor giftigen Gasen verdeckt sein könnten. Mittlerweile hat das Unternehmen aber festgestellt, dass die Wahrnehmbarkeit der Blitzleuchten nicht beeinträchtigt wird, so dass wir auf das Abschalten bei Schattenwurf auf das BP-Werk verzichten können“, so Brandt.
Bei Vereisungen an den Flügeln, wie aktuell im Dezember 2011 und Januar/Februar 2012, müsse die Anlage aber weiterhin abgeschaltet werden, ebenso wenn der Wind Turbulenzen an den Flügeln auslöst, die andere Flügel stark beanspruchen könnten. Brandt: „Wir wollen die Anlage schließlich 20 Jahre betreiben“.
In Sachen Schall lägen noch keine aussagekräftigen Ergebnisse vor, da sich die Messungen angesichts des dafür nötigen Nord-West-Windes als schwierig herausgestellt hätten; auf der Halde wehe eher Südwestwind. Zudem erschwere der Umgebungsschall durch die Industrie – BP im Osten und Eon im Westen – die Analyse. Die Ergebnisse einer optimierten Messung lägen noch nicht vor.