Gelsenkirchen..
Sie hocken auf Antennen und Ampelmasten, bevölkern Parkplätze und Bürgersteige, tummeln sich auf Terrassen und an Teichen. Zu übersehen sind die schwarz-violetten Rabenkrähen zurzeit im Stadtgebiet nicht. Zu überhören auch nicht.
Mit lautem Krächzen machen die Krähen auf sich aufmerksam, wenn sie sich durch die Lüfte schwingen. Und das gerne im Schwarm.
Während im April in Städten wie Soest und Wesel, am Niederrhein und im Aachener Raum eine wahre Krähenplage beklagt wurde, bleibt man in Gelsenkirchen gelassen. „Nein, massive Beschwerden über die Rabenkrähen gibt es bei uns bislang nicht“, weiß Stadtsprecher Martin Schulmann.
Fleißige Aasfresser
„Auch wenn man die Vögel derzeit wirklich überall antrifft“, bestätigt Stefan Lacher, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, „kann man nicht von einer akuten Vermehrung in diesem Jahr sprechen.“ Durchaus aber von den letzten Jahren: „Bis vor zwei Jahrzehnten kamen Rabenkrähen in Städten überhaupt nicht vor.“ Die Vögel waren vielmehr auf Feldern und in Heckenlandschaften zu Hause. Nach und nach entdeckten zuerst die Elstern den urbanen Raum, dann folgten die Krähen.
„Seitdem ist die Zahl der Elstern auch in Gelsenkirchen rückläufig“, sagt Lacher. „Die Krähen sind anpassungsfähiger, stärker und sie betreiben intensiven Nestraub bei den Elstern.“ Natürlich Feinde haben die schwarzen Flattermänner bis auf den Habicht nicht: „Und da Krähen im Schwarm wie Pech und Schwefel zusammenhalten und den Habichten auch nicht besonders gut schmecken, können sie sich gut vermehren.“
Jagd auf die Krähen erlaubt
WAZ-Lesern sind die Vögel z.B. auf Parkplätzen wie denen an der Adenauerallee aufgefallen, wo sich im Bereich von Restaurants und Kino viele Abfalleimer befinden, die die Krähen munter plündern, oder auf dem Gelände rund um die Schalke-Arena. „Nach Schalke-Spielen besorgen hier die Krähen die Nachlese“, bestätigt Jäger Lacher das Verhalten der Allesfresser.
Damit die Kolonien nicht überhand nehmen, darf die Rabenkrähe ab 1. August bis Anfang Februar gejagt werden. „Allein im Bereich von Sutum schießen wir in jedem Jahr zwischen 200 und 450 Krähen“, sagt Lacher. Weitere Jagdgebiete seien Beckhausen, Resse, Schaffrath, Scholven, Bereiche im Stadtsüden.
Dornengewächse bieten Schutz für Singvögel
Ob Krähen Singvögel verjagen, darüber streiten sich die Geister. Lacher: „Wissenschaftliche Beweise gibt es nicht. Fest steht aber, dass es durch Krähen auch in Gelsenkirchen viel weniger Jungenten gibt.“
Eine Gefahr für Singvögel sieht auch Nadine Rattay vom Vorstand des Gelsenkirchener Stadtverbands des Naturschutzbundes Nabu nicht unbedingt: „Wir wissen aber, dass viele Menschen Angst um die Singvögel haben.“ Dabei, so Rattay, sei das mögliche Problem Krähen durchaus von Menschen gemacht: „Man sollte seinen Garten so gestalten, dass Singvögel bessere Versteckmöglichkeiten finden.“ Also keine exotischen Gewächse anpflanzen, „sondern zum Beispiel Holunder oder Wildrose“. Auch die Schlehe mit ihren Dornen eigne sich gut, um Krähen abzuschrecken. Einig sind sich aber alle Befragten: Gefahr geht von den Krähen nicht aus.