Gelsenkirchen. Ende 2012 soll in Gelsenkirchen eine Energie-Bürgergenossenschaft gegründet werden. Das bereits realisierte Solardach auf dem Berufskollegs für Technik und Gestaltung liefert bereits Strom – ausreichend um 20 Vier-Personen-Haushalte übers Jahr zu versorgen.

11.05 Uhr am Donnerstag. Die Sonne scheint. Und vom Dach des Eduard-Spranger-Berufskollegs an der Goldbergstraße in Buer kommt ordentlich Power. „Momentanleistung 55,50 kW“ zeigt die Digitalanzeige auf dem Bildschirm im Eingangsbereich an – 100 % Auslastung. Der Tagesertrag steht zu diesem Zeitpunkt bei 118,7 kWh. Und noch eine Zahl fällt ins Auge: „CO2-Minderung“ bisher: 31.471 kg.

Unterm Dispay steht eine größere Personen-Gruppe. Schulleiter Manfred Abstiens, Stadtdirektor Michael von der Mühlen und auch Schuldezernent Manfred Beck sind unter anderen aufgelaufen, weil an diesem Morgen ein kleines Stückchen Stadtgeschichte fort-geschrieben wird, weil es um bürgerliches Engagement geht, um Nachhaltigkeit, die Energiewende in der selbsternannten Solarstadt Gelsenkirchen, um grünen Strom, um Umwelt-Bildung.

Genug Gründe also, um Präsenz zu zeigen, um Botschaften zu vermitteln. Auslöser ist eine Solar-Anlage, die zum Jahreswechsel installiert wurde und rund 70.000 Kilowattstunden sauberen Strom jährlich erzeugen soll – ausreichend, um 20 vierköpfige Familienhaushalte mit Energie zu versorgen.

Gut gepflastert mit Photovoltaikanlagen

All das ist noch nicht ungewöhnlich in einer Stadt, die gut gepflastert ist mit Photovoltaikanlagen. Die Investoren machen diesmal den Unterschied. Und ihre Zukunftspläne.

Als „Initiative SolarbürGEr“ vor gut neun Monaten gestartet, hat die Gemeinschaft das (kreditfinanzierte) Projekt gestemmt. Tom Jost und Gaby Meyer-Ullrich sind in finanzielle Vorleistung getreten, allerdings werden sie flankiert von einer größeren Gruppe und sind mitten auf dem Weg zur Energie-Bürgergenossenschaft. Über 500 mit gut 80.000 Genossen gibt es bislang bundesweit, doch NRW ist hier Entwicklungsland.

„Gemeinsam“, glauben die Initiativler, „können wir die energetische Zukunft lokal und regional mitgestalten. Wir sind in der Lage, weitere leistungsfähige Sonnendächer ans Netz zu bringen, mit Genossenschaftsanteilen, die den privaten Geldbeutel nicht überfordern.“ Und die Rendite abwerfen. Trotz Minderung der Einspeisevergütung sind zwei Jahrzehnte Ausschüttung sicher – und immerhin wohl noch 3 bis 3,5 % Verzinsung.

Genossenschaft soll zum Jahresende gegründet sein

Zum Jahresende, so das Ziel, soll die lokale Genossenschaft gegründet sein. Über 30 Namen stehen bereits auf einer Interessentenliste. Donnerstag erweitert sich der Kreis. Dezernent Beck kündigt an, dass er Genossenschaftsanteile erwerben will. „Was sie hier machen, ist regenerativen Strom erzeugen, aber auch Bewusstsein verändern. Dafür sind Schulen ideale Objekte, um sie für Solarproduktion zur Verfügung zu stellen“, lobt von der Mühlen die Investition, die sich umweltpolitisch verzinse. „Wenn möglich, werden wir weitere Standorte zur Verfügung stellen“.

Die Neuregelung der Einspeisevergütung ab April 2012 erschwert allerdings das Geschäft: Betreiber größerer Anlagen mit mehr als 10 Kilowatt Leistung müssen zehn Prozent des erzeugten Stroms selbst verbrauchen oder anderweitig vermarkten. Dafür, so der Stadtdirektor, „haben wir noch keine Lösungen. Aber ich denke, dass man das in den Griff kriegen kann.“

Kontakt und Information: Ein Genossenschafts-Anteil beträgt 1000 Euro. Der Mindestbeitrag ist bei Erwerb der Mitgliedschaft fällig. Informationen über die Genossenschafts-Initiative gibt es unter www.energiebuerger-ge.de; Mail an info@energiebuerger-ge.de.