Gelsenkirchen. Die drohende Kürzung der Solarförderung der bereitet den Gelsenkirchener Solar-Unternehmen immer mehr Sorgen. Die Abakus-Belegschaft war Montag bei der Solar-Demo in Berlin vertreten. Scheuten-Mitarbeiter zog es zeitgleich zur Insolvenz-Versammlung. Derweil läuft die Abwicklung bei Arise.

Immerhin: In Berlin schien die Sonne. Und am Brandenburger Tor war so etwas wie gebündelte Energie zu spüren. Unter dem Motto „Stoppt den Solar-Ausstieg“ protestierten tausende Firmenmitarbeiter, Gewerkschafter, Umweltschützer, aber auch der Bundesverband Solarwirtschaft gegen die Kürzung der Solarstromvergütung. Aus Gelsenkirchen war eine größere Delegation an der Spree: 70 Mitarbeiter der abakus solar AG fuhren mit dem Bus zur Demo. „Nur wenn viele mitmachen, haben wir eine Chance, Gehör zu finden“, hatte Abakus-Finanzvorstand Walter Burscheid vorab erklärt.

Die Bundesregierung hat die Entscheidung über die Solarförderung um drei Wochen vertagt – ob als Reaktion auf die Demonstration, sei einmal dahingestellt. „Was wir aus Berlin gehört haben, reicht natürlich nicht“, sagt IG BCE Bezirksleiter Peter Obramski.

Betriebsversammlung bei Scheuten solar in Schalke

Für die Scheuten solar-Belegschaft lag der Protest in Berlin am Montag fern. Die Sorge um die Zukunft und ihre Jobs im finanziell angeschlagenen Unternehmen trieb sie – naheliegender – um. Um 14 Uhr stand für die 233-köpfige Belegschaft in Schalke eine Betriebsversammlung an. Die Stimmung unter den gut 160 Anwesenden beschrieben Teilnehmer anschließend „als gefasst. Für manche ist es schon das zweite oder sogar dritte Insolvenzverfahren in ihrem Arbeitsleben.“

Die Telefonzentrale bei Scheuten war mittags nicht besetzt, stattdessen wies der Anrufbeantworter auf die „Betriebsferien vom 23. Dezember bis 1. Januar 2012“ hin. Wesentlich aktueller war da das, was Steffen Reusch mitzuteilen hatte: Der zum vorläufigen Insolvenzverwalter für die drei produzierenden Gelsenkirchener Scheuten-Gesellschaften bestellte Anwalt der Kanzlei dnp Depping informierte über den Verfahrensstand. Morgens hatte er noch bei der Scheuten-Mutter in Venlo Abstimmungsgespräche geführt.

Produktion kann innerhalb von acht Stunden hochgefahren werden

Ihr Februar-Gehalt haben die Scheuten-Mitarbeiter noch bekommen. Insolvenzgeld kann nach der offiziellen Eröffnung des Verfahrens für die nächsten drei Monate ausgezahlt werden. Bis Ende Mai wäre dann der Betrieb gesichert. Reusch hat Gespräche mit Kunden, Banken und Lieferanten aufgenommen, um den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren. „Anschließend werden wir im Team analysieren, ob und wie wir das Unternehmen mit den Instrumenten der Insolvenzordnung sanieren können“, kündigte er an. Derzeit ruht die Produktion, kann aber „innerhalb von acht Stunden hochgefahren werden“, so Thomas Schulz, der Sprecher der Insolvenzverwaltung.

„Wir sind erstmal guter Dinge, dass wir mit dem Insolvenzverwalter weiter kommen“, so Obramski. Für den IGBCE-Bezirksleiter ist jetzt entscheidend, wie sich „die Holländer“ zum Verfahren stellen und „ob Kunden ihre Bestellungen aufrecht erhalten. Da schwebt ja auch immer die Frage der Gewährleistung mit im Raum.“

Scheuten ist für den Gewerkschafter „eine wesentlich größerer Nummer“ als ein weiterer Solar-Sorgen-Kandidat, bei dem nichts „zu retten war“. Arise Technologie, zuletzt Arbeitsplatz für 37 Beschäftigte, wird jetzt abgewickelt. Im November 2011 wurde dort Insolvenzantrag gestellt. Jetzt läuft der Resteverkauf.