Gelsenkirchen. Im Wohnzimmer der Kaue darf es angeblich auch „talentfrei und taktlos“ zugehen. Dabei ging es bei der jüngsten Wohnzimmer-Geschichte ausgesprochen professionell und vor allem witzig zu.

In der Ankündigung hieß es, dass sich jeder auf die Bühne trauen darf, auch diejenigen, deren Bühnenperformance sonst immer im kollektiven Gemüseweitwurf endete. Unter dem Motto „Talentfrei und taktlos“ lud das Wohnzimmer GE im Lüftergebäude der Kaue am Wochenende zu einer weiteren „Wohnzimmer Geschichte“ und einem interaktiven Abend ein.

„Wir freuen uns sehr auf die Lesung von Harald Siegl und natürlich auf die Musiker ‚Die Bretschkes‘“, begann Veranstalter Paul Pillath und merkte an: „Die sind allerdings noch in der Umkleide.“ Zusammen mit Madeleine Lobodda hat er vor etwa zweieinhalb Monaten das Wohnzimmer GE eröffnet. Bei gemütlichem Kerzenlicht und einem Glas Wein konnten sich die Besucher zunächst etwas vorlesen lassen.

Witzige Geschichten

„Ich war vorher erst einmal hier im Wohnzimmer, das war bei der Eröffnung. Aber ich finde die Atmosphäre hier so toll, dass ich sofort zugesagt habe“, erzählte Harald Siegl, der das Vorlesen nur als Hobby betreibt. Harald Siegl hatte eine ganze Reihe an Büchern mitgebacht, hauptsächlich aus dem Bereich Satire und Comic. Aber auch andere witzige Geschichten waren dabei. Besonders beliebt beim gespannt lauschenden Publikum: die Dieter Bohlen-Biografie.

Als nächstes erklommen zwei Musiker die Bühne, kostümiert mit Sonnenbrillen, Perücke und Hut: „Die Bretschkes“. Das Musikerduo möchte seine wahre Identität lieber geheim halten. Und dann begann ihre Show, die weniger der Musik, als vielmehr der Unterhaltung galt.

Zuschauer konnten sich vor Lachen nicht mehr halten

Manch ein Zuschauer konnte sich vor Lachen nicht mehr halten, als die beiden kerzengerade auf einer Couch auf der Bühne thronten, Gitarre spielten und sangen und dabei keine Mine verzogen. Wer wissen will, wer sich hinter den geheimnisumwitterten Bretschkes verbirgt, muss sich wohl demnächst einmal ins Wohnzimmer begeben und auf einen weiteren Auftritt der beiden hoffen.

Nach einer weiteren Vorleserunde von Harald Siegl war die Bühne frei für die Karaoke. Bereits vorher lagen Listen mit möglichen Liedtiteln aus. Daraus konnten sich die Gäste etwas aussuchen.

Niemand brauchte Angst zu haben

Die Teilnehmer, die sich nicht auf Anhieb trauten, konnten sich seelisch auf ihren Auftritt vorbereiten. Angst brauchte jedoch niemand zu haben, denn das Team des Wohnzimmers versprach ein respektvolles Publikum – dieses Versprechen wurde gehalten. So konnte zum Schluss Entwarnung gegeben werden: der Abend im Wohnzimmer endete ohne kollektiven Gemüseweitwurf.

Die Wohnzimmer-Geschichten finden jeden dritten Freitag im Monat unter einem anderen Motto statt. Seit Mai dieses Jahres gibt es diese Institution. Die Hallen, in denen nun Kulturschaffende und Kreative einen Ort gefunden haben, um in gemütlicher und lockerer Atmosphäre arbeiten zu können, standen vorher lange leer.