Gelsenkirchen. Mit einem Graffiti-Workshop wollte die StreetArt-Initiative in Gelsenkirchen die Graffiti- und Street-Art-Szene bekannter machen.
Nach anfänglichem Zögern wagt sich die 18-jährige Gina Schäfer an die Spraydose: „Ich kann das aber nicht“, wiederholt sie. Mitten in der Gelsenkirchener Altstadt, am helllichten Tag, sind Sprayer am Werk, sorgen frische, bunte Graffitis für Aufsehen. Im Getümmel bleiben viele Passanten stehen und schauen sich die Kunstwerke genauer an. Sprayer Malte kommt Gina zur Hilfe und sprüht ihr die Konturen vor. Das Bild soll für sie und ihren Freund sein, ihre Namen in schwarz, pink und grün.
„Wir möchten mit unserem Graffiti-Workshop die Graffiti- und Street-Art-Szene bekannter machen“, so Jan Dworatzek, 23, Projektleiter der StreetArt-Initiative. Außerdem sei Gelsenkirchen zu grau – zumindest von der Architektur her. „Unser Ziel ist die weitere Freigabe von Flächen. Dazu haben wir auch schon Kontakt zum Kulturreferat der Stadt aufgenommen. Die Resonanz war bisher gut. Es haben sich einige Privathaushalte und Unternehmen gemeldet.“
Erste Erfahrungen mit Spraydosen
Das Projekt kommt an: Gina Schäfer findet es „voll cool“; sie probiert sich heute zum ersten Mal an der Spraydose. Aber nicht nur Jugendliche unterstützen den Workshop. Beate Schütze, die heute mit ihrem 9-jährigen Sohn Leon in der Stadt ist, findet solche Aktionen wichtig: „Das ist auf jeden Fall Kunst, man muss sich nur einmal die Unterführung zum Stadtgarten anschauen. Früher wurde die andauernd beschmiert, aber seitdem Beni Veltum die Unterführung mit den vielen Gelsenkirchener Motiven gestaltet hat, gibt es dort kein Geschmiere mehr. Da haben die anderen wohl Respekt vor.“
Hotzenplotz ist überall
Auch Sohn Leon findet die Aktion gut. Er hat sogar schon erste Erfahrungen mit Spraydosen – sein Baumhaus im Garten durfte er selbst gestalten. Heute möchte er ein Skateboard auf die Holzplatte sprühen.
Weitere Workshops sollen folgen
Auf dem Preuteplatz wird es langsam voller – und vor allem bunter. Blumen, Autos, Schriftzüge und sogar eine Aserbaidschan-Flagge sind entstanden. Die Schwester des Flaggenmalers weiß schon, wo das Bild hinkommen soll: „Das kommt dann in unser Wohnzimmer“, so die 8-jährige Aydan. Für die Schwestern Nesrin (20) und Nadja (13) soll „Dolce Vita“ auf ihrem Bild stehen. „Das ist unser Motto“, erklärt Nesrin Obeid. Den Workshop findet sie „super“.
„Uns ist auch wichtig, dass sich die jungen Menschen verwirklichen. Auf diese Weise können Jugendliche ganz einfach die Stadt mitgestalten“, sagt Dworatzek. Die StreetArt-Initiative wird durch „Jugend in Aktion“, ein Projekt der Europäischen Union, gefördert. Damit könne man die Material- und Fahrtkosten decken, zum größten Teil werde aber ehrenamtlich gearbeitet. Bald sollen noch weitere Workshops stattfinden. Die möchte das Jugend-Kultur-Zentrum Spunk auch ohne Förderung fortsetzen.