Gelsenkirchen. . In drei Feriencamps lernen 165 Kinder mit Zuwanderungsgeschichte deutsch. Vom „Büffeln“ kann aber keine Rede sein, das ausgewogene Programm hält die Balance zwischen Kursus und Freizeit.
Lernen während der Ferien? Für die meisten Schüler ein wahrer Alptraum. Aber 165 Drittklässler sehen das anders. Sie haben in den vergangenen beiden Wochen der Sommerferien an einem Sprachcamp teilgenommen, um die deutsche Sprachstruktur besser zu verinnerlichen. Am Wochenende präsentierten die Schüler bei einer Zirkusaufführung auf Hof Holz in Beckhausen, was sie im Camp gelernt haben.
„Viele von ihnen haben in den Schulferien so gut wie keine Kontakte mit der deutschen Sprache“, erklärt Iris Schappert aus der Abteilung Jugendhilfe-Schule. Zuhause oder in ihren Heimatländern kommunizieren die Kinder in der Muttersprache, die deutsche Sprache tritt in den Hintergrund. Sie brauchen dann nach den Ferien mehr Zeit, um sich wieder in den Schulalltag einzufinden. „Wir sprechen von einem Ferieneffekt“, sagt Schappert, die das Sprachcamp leitet.
An drei verschiedenen Standorten verbessern die Drittklässler, die aus 20 verschiedenen Grundschulen in Gelsenkirchen kommen, ihre Deutschkenntnisse. Das Motto im Konsoltheater in Bismarck lautete „Drunter, drüber, durch – märchenhaft durchs Sprachcamp“. Auf dem Ziegenmichelhof in Heßler begaben sich die Schüler auf eine Zeitreise. Und auf dem Hof Holz in hatten die kleinen Camp-Teilnehmer unter dem Motto „Auf der Suche nach Atlantis“ eine Zirkusvorführung eingeübt.
Balance zwischen Lernen und Spiel
Das Konzept sieht vor, dass die Kinder vormittags zwei Stunden Deutschunterricht haben. Über den Mittag gibt es verschiedene Spielangebote und nachmittags arbeiten die Kinder an den unterschiedlichen Projekten – zum Beispiel an einer Zirkusaufführung. Die Kombination aus allen drei Teilen habe sich bewährt, meint Iris Schappert. Dabei stehe die Sprachförderung jedoch zu jeder Zeit im Mittelpunkt. „Bei den Spielen merken die Kinder manchmal gar nicht, dass es um die Sprache geht“, sagt die Camp-Leiterin.
„Das Sprachcamp hat richtig viel Spaß gemacht. Schule sollte immer so sein“, betont die acht-jährige Fatma. Bei der Zirkusaufführung trat sie als Seiltänzerin auf. Auch ihre Freundin Leona (10) ist sich sicher, dass sie einiges im Camp gelernt hat. Dabei ist die deutsche Sprache für Zweitsprachler gar nicht so einfach zu erlernen.
„Es gibt im Deutschen einige Stolpersteine wie die vier Fälle oder das ‚Der-Die-Das-Problem‘. Im Türkischen zum Beispiel gibt es keine Artikel“, so Iris Schappert. Prozentual kommen die meisten Grundschüler aus türkischen Familien. Insgesamt sind aber 14 verschiedene Nationen vertreten.
Parallel zu den Kindern konnten auch die Eltern täglich an einem zweistündigen Begleitseminar teilnehmen, das von der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) angeboten wird. „Zuerst dachte ich, das wäre nur etwas für Kinder. Aber ich muss wirklich zugeben, das Seminar hat mir auf jeden Fall geholfen“, versichert Gülay Kabakci.
Zum Abschluss des zweiwöchigen Sprachcamps überreichte Bürgermeisterin Gabriele Preuß den Kindern und Eltern Zertifikate für eine erfolgreiche Teilnahme.