Gelsenkirchen. . 25 Ferienkinder aus verschiedenen Nationen entwerfen und erstellen Skulpturen und Figuren. Die Kunst aus Kinderhand wird ihren Platz im Garten des integrativen Vereins Lalok Libre finden

Metallisch dröhnen Hammerschläge vom Hinterhof, darunter mischt sich das nagende Geräusch eines hungrigen Sägeblatts. Irem (12), Melisa, (10) und Ilayda (11) lassen die Hände fliegen, hochrot ihre Köpfe, die Augen fest auf Ytong-Stein und Holzbalken geheftet – kleine Schweißperlen auf der Stirn. Hin und wieder stoßen sie kleine Verwünschungen aus, etwa wenn das Material dann doch widerspenstiger ist als erwartet.

Ungewohnte Arbeit

„Puh“, stöhnt Melisa und wischt sich geschafft durchs Gesicht. Staub, Splitter und Späne lassen die Farbe ihres T-Shirts nur noch grob erahnen. „Man wird ja ganz schön dreckig beim Handwerken.“ „Und viel Kraft und Gewöhnung kostet’s auch noch“, ruft Irem. Ilayda pflichtet ihren Mitstreiterinnen nickend bei. Ihr Blick wandert gerade konzentriert von der Skizze zur Hand und von der Hand zum Stein, den sie behaut. „Für Mädchen ist das eine sehr ungewohnte Arbeit“, stellt sie stirnrunzelnd fest.

Aber eine schöne und integrative zugleich. Hier im Kunstcamp Lalok Libre an der Grillostraße, einem Familientreff mit 30 Jahren Tradition, erschaffen 25 Kinder verschiedenster Herkunft Skulpturen, die sie beim großen Familientag am Sonntag, 26. August, 14 Uhr, im Stadtgarten präsentieren – und die später im Lalok-Garten am Güterbahnhof in Schalke ihren Platz finden werden. Ein Grundstück, das die Stadt dem Verein übrigens trotz knapper Kassen ohne Pacht überlassen hat – „eine noble Geste“, wie Lalok-Leiterin Venetia Harontzas (56) findet. Tags zuvor, um 17 Uhr, können Eltern das kreative Potenzial ihrer Sprösslinge im Lalok selbst bestaunen.

Frühstück und Mittagessen kostenlos

„Ich baue eine Holzskulptur, ähnlich einer Hochzeitstorte“, erklärt Ilayda. Wünsche und Gedanken auf Papier sollen daran hängend zu finden sein, Leser wie Erbauer gleichsam anregen zur Auseinandersetzung mit dem kindlichen Blickwinkel. Melisa dagegen mag’s lieber weniger abstrakt. Ihr Apfel aus Stein wird „mit bunten Holzstäbchen“ gespickt sein. Mehr verrät sie noch nicht.

„Wir suchen das, was uns verbindet, und nicht das, was uns trennt“, sagt Harontzas über die Idee der Einrichtung, Vorurteile ab- und dafür mehr Verständnis füreinander aufzubauen. Mit Erfolg, wenn man die schiedlich-friedlich vor sich hin werkelnde Kinderschar betrachtet, die das Ferienprogramm vor Ort täglich von 10 bis 16 Uhr nutzt – getragen vom Bauverein Falkenjugend, vom Stadtteilbüro Schalke, der Kunstschule sowie des Vereins zur Förderung der Kinder- und Jugendarbeit (Lalok) selbst. Teuer? „Ach was“, sagt Harontzas, „wir erheben bloß 1,50 Euro für Kuchen – Frühstück und Mittagessen kriegen die Kinder hier kostenlos.“ Das dürfte wohl Seltenheitswert haben.

Tücken bei der Arbeit

„Mist!“, tönt es plötzlich von der Seite. Ein verächtliches Schnaufen geht einher mit trotzig in die Hüfte gestemmten Armen. Melisa ist empört, der Meißel will einfach nicht genug Stein abtragen. Oder zu viel. „Wird schon“, beruhigt sie die Leiterin. Irem nebenan schneidet Grimassen: „Die Jungs meckern eben nicht so schnell wie wir – das ist der Unterschied“, sagt sie feixend. Na, mag man sich denken, wenn Kunst immer so einfach verbinden würde.