Gelsenkirchen. . Schüler bekommen in der Regel einen Fahrtkostenzuschuss für ihren Weg mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Schule. Nur Schüler der Weiterbildungskollegs nicht. Mit einem Appell – nicht dem ersten-- ans Schulministerium fordern die Schüler nun die Abschaffung der Ungleichbehandlung.

Die Schülerinnen und Schüler der Weiterbildungskollegien im Land haben jetzt einen Appell an ihre Schulministerin, Sylvia Löhrmann, geschickt. Es geht um das verbilligte Schülerticket. Besser gesagt darum, dass Schüler, die ihr Abitur oder Fachabitur auf dem zweiten Bildungsweg ablegen, keine verbilligten Schülertickets bekommen.

Einen Anspruch darauf nach dem Schulgesetz haben diese Schüler nicht, hatten ihn auch nie. Obwohl die meisten von ihnen, die nach einer Ausbildung einen höheren Bildungsabschluss nachholen wollen, einen viel weiteren Schulweg haben als „normale“ Schüler. Weiterbildungskollegs gibt es nicht in jeder Stadt. Ans Emscher-Lippe-Kolleg in Gelsenkirchen kommen zum Beispiel auch Jugendliche und Erwachsene aus dem ganzen Kreis Recklinghausen. Zwar bekommen viele von ihnen Schülerbafög.

Gemeinsam mit fünf anderen Kollegien

Von einem hohen Einkommen, das verbilligte Fahrscheine überflüssig macht, kann da allerdings wohl kaum die Rede sein, klagt Sandra Latzke, die Initiatorin des Appells, die selbst am Emscher-Lippe-Kolleg gelernt hat. Die Gelsenkichener Studierenden haben den Appell gemeinsam mit Kollegien in Bochum, Essen, Hagen, Oberhausen und Düsseldorf verfasst.

Bis 2010 hatte der Verkehrsverbund Ruhrgebiet (VRR) einen Teil der Kosten für das Schokoticket aus Eigenmitteln finanziert. Vor zwei Jahren jedoch stellte er – aus Finanznot – diese Bezuschussung ein. Die Schüler protestierten und wandten sich schon damals an die Landesregierung.

Kein Anspruch aus dem Schulgesetz

Es folgte ein Entschließungsantrag von SPD und Grünen, die ungerechte Behandlung zu beseitigen. Und ein Gesetzesentwurf, in dem die Fördermittel für den ÖPNV erhöht wurden. Aus diesen Mitteln sollten die Schülertickets für die Schüler des Zweiten Bildungswegs gefördert werden, hieß es. Passiert ist jedoch nichts.

Zwar nahmen SPD und Grüne einen Passus in den Koalitionsvertrag auf, dass man sich um eine Lösung für Kolleg-Schüler bemühen werde. Ohnehin hatte man sich den Ausbau der Weiterbildungskollegs auf die Fahne geschrieben.

Es gibt keinen Anspruch laut Schulgesetz

Doch getan hat sich bisher – wieder nichts. Auf WAZ-Nachfrage lautete die Antwort vom Sprecher des Schulministeriums, Jörg Harm, zunächst: „Dafür sind wir nicht zuständig. Weil es keinen Anspruch aus dem Schulgesetz gibt und nie gab. Das ist Sache des Verkehrsministeriums.“ Bei einem Rückruf kam dann die Antwort: „Wir suchen nach einer Lösung. Wir sind im Gespräch. Mehr kann ich nicht sagen.“

Der Brief mit dem (erneuten) Appell der Kollegschüler ging erst in der dritten Juli-Woche beim Ministerium ein und auch dort herrscht selbstredend Ferienzeit. Dass es wie gewünscht mit dem verbilligten Nahverkehrsticket für Weiterbildungs-Kollegschüler zum Schuljahresauftakt klappt, erscheint da allerdings eher fraglich.