Gelsenkirchen. Während es im vergangenen Jahr einen regelrechten Run auf die Westfälische Hochschule gab, laufen die Einschreibungen aktuell nur schleppend. Für mehrere Studiengänge wurde sogar die Bewerbungsfrist verlängert. Bei den Verantwortlichen herrscht Ratlosigkeit über die mangelnden Einschreibungen.
Aus großen Lautsprechern schallt Musik, auf einer Leinwand wird eine Fernsehserie übertragen. Den Wartenden steht ein Tischkicker zur Verfügung und auf dem Innenhof wird gegrillt. Es scheint nichts zu fehlen bei der Einschreibung der Informatiker, Wirtschafts - und Medieninformatiker. Außer vielleicht ein paar mehr potenzielle Studierende. „Wir erleben derzeit eine deutliche Zurückhaltung“, sagt Prof. Dr. Wilhelm Stenmanns, Vizepräsident der Westfälischen Hochschule.
Gemeint ist die Zurückhaltung bezüglich der Einschreibungen. „Hier ist noch Platz“, betont er. Der Faktor „Vier Bewerber ergeben eine Einschreibung“, der sonst fast immer galt, treffe für das kommende Wintersemester wohl nicht zu. Letztes Jahr habe es einen regelrechten Run auf die Fachhochschule gegeben. Rund 2200 Einschreibungen habe es für das letzte Wintersemester gegeben.
Ein Beispiel: Letztes Jahr haben sich für den Studiengang Wirtschaftsrecht am Standort Recklinghausen 400 Studierende eingeschrieben. Zu dem Zeitpunkt war der Studiengang zulassungsfrei. Dieses Jahr, mit einem Numerus Clausus von 2,9, was laut Stenmanns keine allzu hohe Hürde darstellt, gab es 45 Einschreibungen.
Man setzt auf das Nachrückverfahren
Dieses Jahr wurde sogar für mehrere Studiengänge die Bewerbungsfrist verlängert. Bei Stenmanns und seinen Kollegen herrscht Ratlosigkeit über die mangelnden Einschreibungen. „Wir betreiben momentan die Ursachenforschung. Ein Grund könnte sein, dass der Überbuchungsfaktor einiger Studiengänge zu knapp gesetzt wurde.“
Überbuchungsfaktor bedeutet, dass man mehr Bewerber zu der Einschreibung einlädt als es die Kapazität hergibt - wohlwissend, dass viele Bewerber sich ohnehin nicht einschreiben. Bisher haben sich, laut Stenmanns, knapp über 400 Bewerber eingeschrieben, obwohl sich mit über 11.000 Bewerbern insgesamt sogar mehr beworben haben als letztes Jahr. Die „großen“ Studiengänge, wie etwa Wirtschaft, stehen aber noch aus. Außerdem setze man auf das Nachrückverfahren, das dieses Jahr früher beginnen soll als sonst.
Die Unis lassen sich mehr Zeit
Einen weiteren möglichen Grund für das Ausbleiben der potenziellen Studierenden sieht Stensmanns darin, dass die Einschreibungen an der Westfälischen Hochschule immer sehr früh stattfinden. Die Universitäten lassen sich mehr Zeit. „Wahrscheinlich warten einige Bewerber, vor allem die mit Vollabitur, auf eine Zusage einer Universität und lassen sich deshalb nicht einschreiben“, so der Vizepräsident der Hochschule.
2013 werden in NRW zwei Jahrgänge gleichzeitig Abitur machen. „Wir fürchten uns ein wenig vor dem Run 2013, aber wir werden uns darauf einstellen und auch die Bereitschaft der Kollegen ist da.“ Fachhochschulen haben andere Strukturen als Universitäten. Gerade die kleine Größe und das „familiäre Umfeld“ seien ein Merkmal. Würde eine FH zu einer Massenuniversität werden, müsste man Qualitätseinbußen hinnehmen.
Die mangelnden Einschreibungen dieses Jahr seien aber nicht nur ein Problem der Westfälischen Hochschule. Auch die Hochschule Bochum habe mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, sagt er.