Gelsenkirchen. . Phillip Lippe ist 13 Jahre alt und studiert an der Ruhr-Universität Bochum. Jeden Mittwoch besucht der Gauß-Schüler die Vorlesung „Einführung Programmierung“ an der Fakultät für Mathematik. In der ersten Vorlesung haben die anderen Studenten schon verwundert zu ihm rübergeschaut, erzählt Phillip. „Aber mittlerweile haben sie sich daran gewöhnt, dass ich noch so jung bin.“
Einmal in der Woche – immer mittwochs – wird der 13-jährige Phillip Lippe zu einem richtigen Studenten. Dann sitzt der Neuntklässler des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums inmitten von ganz „normalen“ angehenden Akademikern im Hörsaal an der Ruhr-Universität Bochum und lauscht der Vorlesung Einführung Programmierung. Und das nicht etwa probeweise, sondern ganz regulär. Wenn alles gut geht – und daran zweifelt niemand – bekommt Phillip am Ende des Semesters seinen Schein, der ihm später bei einem entsprechenden Studium angerechnet werden kann.
In der ersten Vorlesung haben die anderen Studenten schon verwundert zu ihm rübergeschaut, erzählt Phillip. „Aber mittlerweile haben sie sich daran gewöhnt, dass ich noch so jung bin.“ Sein Dozent an der Ruhr-Uni Bochum ist Edgar Korthauer von der Fakultät für Mathematik. „Wir haben in jedem Jahr ein paar Schülerstudenten dabei. Aber die kommen sonst aus der Oberstufe. Phillip ist der jüngste Student, den ich je hatte“, sagt Korthauer.
Seit der 1. Klasse gefördert
Weil ihr Sohn sich im regulären Unterricht unterfordert fühlte, hatte sich Phillips Mutter an dessen Mathelehrer Wolfdietrich Regge gewandt. Der hatte den jungen Erler für den Anfang drei Stunden Unterricht machen lassen – als Lehrer vorne an der Tafel. „Er hat den Satz des Pythagoras durchgenommen, den Satz des Thales und Sinus- und Cosinusfunktion. Und das hat sehr gut geklappt“, erinnert sich Wolfdietrich Regge. Schließlich habe man sich dann aber doch an die Ruhr-Uni Bochum mit ihrem Angebot für begabte Schüler gewandt.
Seit April dieses Jahres ist Phillip an der Uni eingeschrieben, die Abschlussklausur schreibt er am 11. Juli. „Ich bin in der 1. Klasse schon in Mathe gefördert worden“, erzählt er. Das erste Schuljahr habe er nach kurzer Zeit übersprungen, den Matheunterricht ab dann immer in der jeweils nächsten Klasse gemacht. Sprich: im zweiten Schuljahr hat er sich mit dem Stoff der 3. Klasse auseinandergesetzt.
„Ich habe mich auch schon vor der Grundschule mit Zahlen beschäftigt“, erinnert sich der 13-Jährige. Die Logik mache ihm dabei am meisten Spaß. „Und dass es mehrere Lösungswege gibt, die sich alle überprüfen lassen.“ Politik ist nicht Phillips Fall. Das sei eines von den „Fächern, in denen man viel reden muss“. Er denkt lieber nach, tüftelt im Stillen.
"Er ist ein normaler Junge geblieben"
„Wir haben gute Erfahrungen mit diesen interessierten Schülern gemacht“, sagt Uni-Dozent Edgar Korthauer. „Die, die durchhalten, machen durchgehend Bestnoten.“ Man müsse allerdings auch dafür sorgen, „dass man die Leute nicht verbrennt“. Diese Gefahr besteht bei Phillip so schnell nicht. An Wochenenden nimmt er an Akademien des Mathe-Zirkels teil. Dann geht er von Freitag bis Sonntag in Jugendherbergen mit anderen Zahlenjongleuren Aufgaben durch. Ansonsten spielt der 13-jährige Erler Badminton und Klavier – „meistens klassische Stücke“. Phillip ist kein Sonderling. Sein Mathelehrer lobt ihn: „Er ist ein normaler Junge geblieben, ganz bescheiden – das ist schön.“
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Zur Uni bringt ihn seine Mutter und holt ihn auch wieder ab. Jeden Mittwoch von 10 bis 12 Uhr stehen Übungen an, bis 14 Uhr dauert dann die Vorlesung. Am Gauß-Gymnasium verpasst Phillip in der Zeit zwei Stunden Mathe, eine Stunde Latein und eine Stunde Deutsch. „Meine Mitschüler informieren mich dann über die Stunden, die für mich ausfallen. Und sie fragen, wie es in der Uni so läuft“, sagt Phillip. Und es läuft sehr gut, ist doch logisch.