Gelsenkirchen. . Talentakademie Ruhr macht Station in Haus Heege und Westfälischer Hochschule. Neuntklässler aller Schulformen diskutieren, forschen und experimentieren.

Um 8.15 Uhr wird gemeinsam gefrühstückt. Das Plenum beginnt um 8.45 Uhr. 9.30 Uhr starten die Projekte. 28 Neuntklässler aus dem gesamten Ruhrgebiet und aus unterschiedlichen Schulformen nehmen noch bis Mittwoch an der Talentakademie Ruhr im Haus Heege und der Westfälischen Hochschule in Buer teil. Unterteilt in drei Projektgruppen, diskutieren, forschen, experimentieren und filmen sie zehn Tage lang. Die Schulferien, das Ausschlafen und Nichtstun vermissen sie nicht – im Gegenteil. „Ach, die zehn Tage!“, sagt Alisea (15) von der Gesamtschule Herten. Und Mitschülerin Michelle (15) ergänzt: „Das macht doch voll Spaß!“

Eisige Seelachsblöcke

Alisea und Michelle sind in der Fischstäbchen-Gruppe. Mit vollem Namen heißt das Projekt „Auf den Spuren von Käpt’n Iglo – Technologie und Geschichte von Lebensmitteln am Beispiel des Fischstäbchens“. Für die Gruppe verantwortlich sind Julia Eberlein und Christoph Greim: „Wir waren gestern quasi auf dem Schiff. Und heute ist das Produkt tiefgefroren hier angekommen.“ Im Hintergrund stemmen die Schüler mit Werkzeug die selbstgezimmerten Holzformen auf, in denen die eisigen Seelachsblöcke liegen.

Einen Raum weiter im Haus Heege wird Garn in die Nähmaschine eingespannt, Stoffbahnen zurechtgeschnitten, Schnittmuster besprochen. Bei dem Designprojekt geht es um „Lebensretter - Ideen für den Notfall“ – und die sind meistens skurril, wie die gezeichneten Plakatentwürfe an der Wand verraten.

Kleidung, die Leben retten kann

Da ist zum Beispiel der Schalke-Fan, der auf einen Baum neben dem Fußballplatz klettert, um den Kick der Knappen kostenlos zu verfolgen. Die Aufgabe bestand für die Teams darin, eins der Fan-Utensilien so zu designen, dass der Schalker gefahrlos auf dem Ast hocken kann. Einen Schal mit Sicherungsleine hat sich einer der Schüler etwa ausgedacht.

Ausgehend von einer lebensgefährlichen Situation hatten die Teilnehmer mit Spaß ihre Fantasie und Kreativität spielen lassen. Evelyn (15) vom Petrinum in Recklinghausen und Maud (15) von der Otto-Schott-Realschule in Witten tüfteln an einer ganz besonderen Jacke. „Sie soll bei einem Sturz Wirbel- und Genickbrüche verhindern. Und sie soll dabei noch schick aussehen, nicht wie ein Michelin-Männchen“, sagt Maud.

Evelyn hat sich gezielt wegen des Design-Projekts für die Talentakademie Ruhr gemeldet: „Ich möchte Designerin werden. Nur deshalb bin ich hier. Und um neue Leute kennenzulernen.“ Und das Kennenlernen klappt offensichtlich vorzüglich. Der Außenstehende hat nicht den Eindruck, dass hier Fremde zusammenarbeiten, sondern langjährige Klassenkameraden, die sich untereinander verstehen – ein Verdienst der Projektleiter.

Eine eigene Radiosendung

Alle Projekte beinhalten sowohl praktische als auch theoretische Elemente, so dass jeder Teilnehmer sich gemäß seiner Fähigkeiten und Interessen einbringen kann. Das dritte Projekt „On Air – Produziere deine eigene Radiosendung“ findet größtenteils nebenan in der Westfälischen Hochschule statt. Auf dem Programm steht auch ein Besuch in einem Tonstudio in Dortmund.

Das Gesamtprojekt – die Talentakademie Ruhr – ist in diesem Jahr zum ersten Mal von der gemeinnützigen Bildung & Begabung GmbH ins Leben gerufen worden. Finanziert wird das Ganze vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Stifterverband. Die Schüler konnten sich mit einer Schulempfehlung bewerben.