Gelsenkirchen. . Der 1. August ist traditionell der Startschuss für berufliche Ausbildungen. Beim Unternehmen Malzer’s begannen 38 junge Frauen und Männer ihre Lehre.
Mehrere hundert Jugendliche starteten gestern mit einer Ausbildung ins Berufsleben. Im Rathaus Buer etwa begrüßte Oberbürgermeister Frank Baranowski 56 Auszubildende der Stadtverwaltung und eigenbetriebsähnlichen Einrichtungen. Beim Gelsenkirchener Unternehmen Masterflex begannen neun junge Menschen ihre Berufsausbildung, unter anderem zum Industriekaufmann. Bei Malzer’s Backstube wagten gestern 38 junge Frauen und Männer den Schritt in Lohn und Brot.
Maurice Bandusch (18) aus Heßler hat sich beim Erler Bäckerei-Unternehmen erfolgreich für eine klassische Ausbildung zum Bäcker beworben. Wobei die Vokabel „klassisch“ bei einem so großen Unternehmen wie Malzer’s den Kern der Sache nicht mehr trifft. An der Ulrichstraße stehen riesige Produktionshallen statt einer kleinen Backstube.
Die Industrialisierung der Backkunst hat auch den klassischen Tagesablauf der Bäcker verschoben. „Man fängt hier schon abends an, da ist man noch wach. Um 3 Uhr morgens wäre man müde, das wäre schlimmer“, winkt Maurice ab, als er auf die Arbeitszeiten angesprochen wird. Drei Jahre dauert seine Ausbildung.
38 Azubis bei Malzer’s
„Der Großteil der Bäcker fängt um 21 Uhr an“, sagt Andrea van Dillen, Ausbildungsbeauftragte bei Malzer’s. Aber nicht nur Bäcker – in diesem Jahr starteten bei dem Erler Unternehmen eine Frau und drei Männer – werden ausgebildet: 27 Bäckereifachverkäuferinnen, ein Lebensmitteltechniker, zwei Systemgastronominnen, drei Industriekauffrauen und ein Industriekaufmann bereichern den Personalstamm.
Für die Verkäuferin und den Bäcker werden ein Hauptschulabschluss vorausgesetzt. Andrea van Dillen: „Aber in Deutsch und Mathe brauche ich als Bäcker wenigstens eine Drei auf dem Abschlusszeugnis.“ Lebensmitteltechniker und Systemgastronominnen benötigen einen Realschulabschluss, Industriekaufleute Abitur oder den Abschluss Höhere Handelsschule.
Es werde zunehmend schwerer, geeignetes Personal für die Ausbildung zu finden, berichtet Andrea van Dillen, die selber eine Ausbildung zur Konditorin und außerdem zur Fleischerin machte. „Man kann heute ja auch Superstar werden“, sagt sie und prangert an, dass in der Gesellschaft ein anderes Arbeitsbild entstanden sei.
Auf Beliebtheitsskalen würden der Bäcker- und der Fleischer-Beruf den letzten Platz stets unter sich ausmachen. „Das Image ist schlecht. Man denkt an den schwitzenden Bäcker in der kleinen, staubigen Klitsche, dabei arbeiten wir bei uns mit modernen Maschinen.“
Eine besondere Geschichte erzählt Selcan Akca (24) aus Herne. Sie hatte 2005 bereits einen Vertrag bei Malzer’s unterschrieben, als sie erfuhr, dass sie schwanger ist. Die Ausbildung musste warten. Nach zwei Kindern wagte sie gestern den zweiten Anlauf.