Gelsenkirchen. Hans-Peter Palloks fand seinen Traumberuf auf Umwegen. Von den Feldjägern wechselte er in den Erzieherberuf und leitet heute die Kindertageseinrichtung „Förderkörbchen“ an der Schlosserstraße in Schalke.

Mit Klischees kann Hans-Peter Palloks wenig anfangen. Treffen können sie den 50-Jährigen schon gar nicht. Auch nicht damit, ein Exot zu sein. Denn Hans-Peter Palloks ist Leiter der Kindertageseinrichtung „Förderkörbchen“ an der Schlosserstraße in Schalke und damit einer von ganz wenigen Männer in Kindergärten.

Und genau deshalb lässt er auch keine Gelegenheit aus, für seinen Beruf zu werben, um mehr Geschlechtsgenossen in die Kindergärten zu holen. „Wenn jemand einen Draht zu Kindern hat, dann ist der Bereich der Elementarerziehung aus meiner Sicht der spannendste. Kinder zwischen drei und sechs Jahre machen unglaubliche Entwicklungsschritte. Das zu beobachten, ist faszinierend. Manchmal komme ich aus dem Urlaub und kann gar nicht glauben, wie viel ein Kind in den Wochen, in denen ich nicht da war, dazu gelernt hat“, sagt Palloks.

Auf Umwegen zum Traumberuf

Sein Weg auf den „Chefsessel“ des Förderkörbchens ist nicht ohne starke Wendungen verlaufen. „1978 habe ich eine Ausbildung zum Dreher gemacht und bis 1987 klassisch an der Maschine gearbeitet“, sagt Palloks. Schon bald merkte der Bochumer aber, dass das nicht seine Lebensaufgabe sein sollte. „Ich bin dann für zwölf Jahre zur Bundeswehr gegangen.“ Dort entwickelte der Oberfeldwebel bei den Feldjägern (Bundeswehrpolizei) den Wunsch, immer mit Menschen arbeiten zu wollen.

Als dann die Wehr-Zeit auslief, nutzte Palloks den Berufsförderungsdienst und begann an der Bundeswehrfachschule die Ausbildung zum Erzieher. „Ein Praktikum im Kindergarten hat mir klar gemacht, dass ich dort arbeiten will.“ Zwei Engagement in Bochumer Kindergärten folgte der Schritt nach Gelsenkirchen und zunächst weg von den Kleinen. „Ich habe im evangelischen Jugendhaus in der Diagnosegruppe gearbeitet und die später auch geleitet.“ Ein klassisches Einsatzgebiet für Männer, denn anders als in Kindergärten arbeiten in stationären Einrichtungen überwiegend Männer.

Hahn im Förderkörbchen

„Als die Leiter-Stelle des Förderkörbchens frei wurde, habe ich die Chance ergriffen und bin froh, dass es funktioniert hat“, sagt der Vater von vier Töchtern. Am 1. Mai übernahm er die Aufgaben von Angelina Soth. Mit Vorurteilen hatte Palloks bislang nur selten zu tun. „Die Elternschaft hier hat mich sehr herzlich empfangen.“ Und jetzt ist er der Hahn im Förderkörbchen. Die zehn anderen Mitarbeiter sind Frauen. Macht nichts, denn der Chef ist es aus der jahrelangen Praxis nicht anders gewohnt. Vormittags betreut Palloks gemeinsam mit einer Kollegin die Marienkäfergruppe, ab mittags ist dann Verwaltungsarbeit im Büro an der Reihe. „Da gibt es jede Menge zu tun – bei 75 Kindern hier in der Einrichtung müssen viele Berichte immer auf dem aktuellen Stand gehalten werden“, erklärt er.

Seinen Traumjob hat er auf Umwegen gefunden und muss sich des Öfteren in die weibliche Seite hinein denken. Regelmäßig treffen sich die Führungskräfte der ev. Kindertageseinrichtungen zum Austausch. Hans-Peter Palloks wird dann zur Leiterinnen-Runde eingeladen. Aber das macht nichts. Mit Klischees kann er ohnehin nichts anfangen.