Gelsenkirchen. . Knapp 300 Mädchen und Jungen nahmen am Ferienprogramm der Stadt für Daheimgebliebene teil.
Ein rhythmisch stetig lauter werdendes Tamm-Tamm wabert durch den Resser Wald, dazu das Johlen aus dutzenden Kinderkehlen. Und Gelächter, viel Gelächter ist zu hören. Der Wald lichtet sich plötzlich, bunte Zelte sind zu sehen, stehen in einem weiten Rund auf der (Sport-)Wiese, Banner davor. Ritterspiele?
„Nee, nee“, sagt Robert (15), zeigt ein breites Grinsen auf seinem Zahnspangen-bewehrten Mund und drückt erst mal auf den Auslöser seiner Kamera. „Hier ist das Abschlusscamp der Aktion ‘Ferien vor Ort’“. Und er? Gehört zur Foto-Crew der Einrichtung Nottkampstraße – eines von insgesamt sechs städtischen Jugendhäusern, die zusammen mit zwei Bauspielplätzen mit Workshops, Ausflügen, Sport und Spielen beinahe 300 Kindern drei ebenso abwechslungs- wie ereignisreiche Ferienwochen bescheren.
„3000 Fotos haben wir schon gemacht“, berichtet er stolz dem ranghohen Besucher, Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD). „Alle Einrichtungen bekommen die Bilder, und ins Netz gestellt werden sie auch.“ Das Lob folgt auf dem Fuße: „Alle Achtung“, sagt das Stadtoberhaupt, „da habt ihr ja ‘ne Menge zu tun.“
Rhytmusgewitter am Stand des Tossehofes
Das Rhythmusgewitter, das der Schalker Nordkurve alle Ehre macht, stammt von einer Kinderschar am Stand des Tossehofes, einer städtischen Einrichtung, die sich neben der Hausaufgabenhilfe und dem Bewerbungstraining eben auch der Musik verschrieben hat. Auch da macht Baranowski Halt, setzt sich zu den Kindern und lässt selbst einmal die Hände auf die gespannten Häute der Trommeln sausen – es gibt schwerere Aufgaben als Politiker, sich bei kleinen und größeren Bürgern beliebt zu machen.
Die Jüngsten haben ohnehin nur eines im Kopf: Action. Und Gelegenheit dazu gibt es reichlich. Hier etwa wird nach Kräften gezaubert, große bunte Reifen verschwinden gelassen, dort bringt ein Geschicklichkeitsparcours Mädchen und Jungen gehörig ins Schwanken und Schwitzen, hüben üben Neu-Artisten Räder, Flugrollen und Handstände und drüben verwandeln sich blonde und brünette Daheimgebliebene in furchteinflößende Löwen.
Baranowski nimmt sich Zeit für die Kinder
Die Varieté-Einlage der Raubtiere ist neben einer prächtig kostümierten Theatervorstellung einer der vielen Höhepunkte an diesem Hitzetag. Wofür die wackeren Darsteller nicht nur von den anwesenden Muttis und Papis donnernden Applaus ernten – verdientermaßen.
In all dem Gewusel nimmt sich ein sichtlich entspannter Frank Baranowski viel Zeit für die Kinder, probiert beinah alles einmal selbst aus oder lässt es sich interessiert vorführen. Ist eben Sommerpause, der politische Terminkalender nicht allzu prall gefüllt. Nichtsdestotrotz: Es muss wohl einer der eher seltenen angenehmen Momente im Leben des SPD-Politikers gewesen sein – das zumindest darf man getrost annehmen – oder kennen sie sonst noch ein Stadtoberhaupt einer arg gebeutelten (Revier-)Stadt, das mit einem ohrenbetäubenden Trommelwirbel empfangen wird?