Gelsenkirchen. Das vor einem Jahr gewählte Kinder- und Jugendforum Süd, zuständig für die Belange der zehn bis 18-Jährigen in Ückendorf und Neustadt, geht nach den Sommerferien in die aktive Phase. Auf der Themenliste stehen etwa Sicherheit, Sauberkeit und Veranstaltung.

Die NRW-Regierung hat junge Menschen als Impulsgeber für die Landespolitik entdeckt. Wie sich Jugendliche Zukunft vorstellen, wie sie leben, lernen, arbeiten wollen, all das können sie auf der Online-Plattform nrw.de/jukon12 diskutieren. Seit einem Jahr machen junge Menschen zwischen zehn und 18 Jahren in Gelsenkirchen – da muss man bei Pilotprojekten schon sagen: wo sonst? – vor, wie das ganz praktisch aussehen kann: GEsagt-GEtan heißt das Kinder- und Jugendforum Süd, in dem sich der Nachwuchs um die Belange seiner Altersgruppe in Ückendorf und Neustadt kümmert.

Sicherheit und Veranstaltungen

Phil Almon (16) und Natalie Schlüter (15) sind die Vorsitzenden des fünfköpfigen Gremiums. 2011 hatten sie sich mit anderen Bewerbern bei den rund 2700 Kindern und Jugendlichen in Ückendorf und Neustadt zur Wahl gestellt. Inzwischen haben die Zwei und ihre drei Mitstreiter eine Themensammlung zusammengetragen, für deren Realisierung bald aktiv die Werbetrommel gerührt werden soll.

„Sicherheit in den Stadtteilen, Sauberkeit, regelmäßige Veranstaltungen“, zählen sie auf. Klar, es gebe im Süden schon viele Angebote, aber eben auch Lücken im Netz der Interessen der jeweiligen Altersgruppen. Was einen Zwölfjährigen begeistere, interessiere 17-Jährige nicht mehr. Ferner bemängeln die Zwei, dass es zuweilen am Verständnis der Erwachsenen für Heranwachsende hapere. Beispiel: Immer noch kein Tempo 30 vor dem Spunk.

Politik transparenter machen

„Ich würde später gerne in Ückendorf bleiben.“ Gymnasiast Phil hat klare Vorstellungen seines Lebensorts. „Aber ich wünsche mir, dass sich mehr Bürger für Politik interessieren. Die Menschen müssen vielmehr einbezogen werden, um Politik transparenter zu machen.“ Natalie, sie besucht die Gertrud Bäumer Realschule, ergänzt: „Die meisten Leute meckern immer nur ‘rum, wenn es Probleme gibt, machen aber nichts, um etwas zu verändern.“ Ja, weil die meisten gar nicht wüssten, was Politik ist, meint Juso-Mitglied Phil. Und Natalie bezweifelt, dass man die Leidenschaft für politische Mitarbeit entfachen kann, wenn man im Politikunterricht „so Sachen wie 60 Jahre Bundesrepublik auswendig lernen muss“.

Die Forums-Jugend will nach den Ferien den nächsten Schritt machen und ihr Delegierten-System ausbauen. Kooperationspartner sind die Gesamtschule Ückendorf und die Malteser Schule. An beiden Einrichtungen sollen jeweils ein Mädchen und ein Junge zu Delegierten gewählt werden, die dann Wünsche und Ideen ihrer Mitschüler sammeln und ins Forum einbringen sollen. Auch mit anderen Jugendeinrichtungen wie dem Spunk, sagt Anna Janßen vom Kinder- und Jugendbüro Süd und Betreuerin des Forums, wolle man kooperieren.

„Alle reden von Beteiligung junger Menschen. Vielleicht gelingt es uns ja, Politik dazu zu bringen, die Jugend tatsächlich mehr einzubeziehen“, wünscht sich Udo Reinmuth. Der Teamleiter Jugendförderung und Kinderbeauftragter beim Referat Erziehung und Bildung arbeitet an dem Versuch, dem Jugendforum Süd ein Stimmrecht im Kinder- und Jugendausschuss zu geben.

Noch keine Multi-Kulti-Truppe

Auch Integration und Inklusion hat das Forum im Blick. Allerdings, schränken Natalie und Phil ein, sei man zurzeit keine Multi-Kulti-Truppe. „Aber für uns sind alle Menschen wichtig, die hier wohnen, egal wo sie her kommen“, betonen die Schüler.

Ein Jahr hat das Forum noch Zeit, die Bedeutung der Arbeit unter Beweis zu stellen – und damit die Weichen für Jugendforums-Arbeit in den anderen Gelsenkirchener Stadtteile zu stellen. Phil ist optimistisch: „Die Anlaufphase ist vorbei. Ich glaube, in einem Jahr können wir die ersten Ergebnisse vorstellen.“