Gelsenkirchen/Buer. . Zwölf Leser besuchten das Präsidium im Stadtteil Buer. Hundeführer zeigten, wie flüchtige Täter gestellt werden, Kommissare, wie Einbrechern ihr „Tagewerk“ gehörig vermiest wird.

Gestatten, Eclair: Goldbraune Haare, schlank und schneller als die Polizei erlaubt. Und damit ihre Assoziationen nicht wild ins Kraut schießen – Blondine, Kuscheltier und so: Süß ist diese „Dame“ nur zu braven Bürgern, ansonsten ausgesprochen argwöhnisch und – nun ja – extrem zupackend. Das bekommt sofort einer zu spüren.

„Uff“, stöhnt Thomas Chylecki auf, der heftige Aufprall reißt den Polizeihauptkommissar fast von den Beinen. Eclair hat sich auf Kommando in einem Affenzahn auf den durchtrainierten 35-jährigen Beamten gestürzt und sich fest verbissen in seinem Arm – geschützt wohlgemerkt. „Wow“, tönt leise von der Seite, Köpfe nicken anerkennend und manch einer der zwölf WAZ-Leser, die gestern einen Blick hinter die Pforten der Gelsenkirchener Polizei warfen, tritt ehrfürchtig einen Schritt zurück. „Meine Güte“, sagt etwa Rentner Werner Linneweh, „dagegen ist mein Eurasier daheim eine echte Schmusekatze.“

Schäferhündin kann randalierende Fußballfans in Schach halten

Josef Spiekermann (49), kommissarischer Leiter der Diensthundestaffel, nimmt die siebenjährige belgische Schäferhündin wieder in seine Obhut, während auf seinen Kollegen nun die Fragen der WAZ-Lesergruppe nur so einprasseln: Dienstjahre? „Etwa acht bis zehn.“ Fachgebiet? „Schutz- und Spürhund, der findet beispielsweise Sprengstoff, stellt einen Straftäter oder hält eine Schar randalierender Fußballfans allein in Schach.“ Kampfgewicht? „22 Kilogramm.“ Chancen, zu entkommen? „Ganz ehrlich – keine.“

Auch das Kommissariat Vorbeugung ist für jede Menge „Ahs“ und „Ohs“ gut. Etwa, als die Kriminalhauptkommissare Jürgen Fleischmann und Artur Pollner mit dem gängigen Klischee, Einbrecher kämen nur nachts, aufräumen. Denn: „Aktiv sind die in der Regel von 8 bis 22 Uhr.“ Noch ungläubiger ist dann das Staunen, als nach einer kurzen Demonstration, Teilnehmer Bernd Szameit ein handelsübliches Fenster in zehn Sekunden mit einem dicken Schraubendreher aufhebelt. „Mein Gott wie einfach“, entfährt es Herbert Hütte.

Zu wenig Polizeibeamte

„Wie schütz ich mich denn da?“ Auch das wird umfassend vorgeführt. Artur Pollner zeigt widerstandsfähige Beschläge, Schlösser und Scharniere für Tür und Fenster; selbst durchschusshemmendes Glas hat er im Repertoire. Und dabei die Botschaft: Auf Wunsch beraten Beamte sogar einmal vor Ort. Nachdenkliche Mienen gibt es bei den Teilnehmern nicht nur ob des Nachrüstbedarfs, das traute Heim vor Eindringlingen zu schützen. Auf die Frage einer Teilnehmerin, wie viele Beamte sich denn um den Schutz der Bürger hier bemühen, muss Jürgen Fleischmann eingestehen: „Zu wenige, aber das ist Sache der Politik.“ In der Tat: Auf jeden der 669 Polizeibeamten kommen rein rechnerisch 389 Bürger. Harte Aufgabe also, aber wohl machbar.

Ach ja: Weil dem jüngsten Teilnehmer bei der Hitze gestern schlecht wurde und er in ärztliche Obhut kam, werden die Hundeführerer Thomas Chylecki und Josef Spiekermann den Jungen noch einmal zu einer Sondervorführung auf dem Hundeübungsplatz mitnehmen. Ein feiner Zug, oder?