Gelsenkirchen. Risikofaktoren für Herzinfarkte sind laut einer DAK-Studie auch Stress und unsichere Jobperspektiven. Mit 3,8 Prozent verzeichnen Gelsenkirchen und Bottrop die höchste Kranken-Quote in NRW.
151 Seiten stark ist der Gesundheitsreport, mit dem die DAK im letzten Jahr wieder den Krankenstand ihrer Versicherten (allein 1,2 Mio in NRW) erfasst hat. Die Ganzjahresauswertung ergab bundesweit einen Krankenstand von 3,4 Prozent. Im Zehn-Jahres-Vergleich, so die Studie, liege er damit weiterhin auf niedrigem Niveau. Die Tendenz in Gelsenkirchen und Bottrop ist gegenläufig. Der Krankenstand in beiden Städten ist 2011 deutlich angestiegen. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen um 0,5 Prozentpunkte zu, während sie in NRW lediglich um 0,2 Prozentpunkte stiegen. „Mit 3,8 Prozent hatte die Region im Vergleich den höchsten Krankenstand im Bundesland. Damit waren an jedem Tag des Jahres von 1000 DAK-versicherten Arbeitnehmern 49 krankgeschrieben“, so die Kasse in ihrer Analyse. Der niedrigste Wert in NRW wurde übrigens mit jeweils drei Prozent in Düsseldorf und Köln verzeichnet.
17.000 Versicherte vor Ort
Wie aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport für 17.000 Versicherte in Gelsenkirchen und Bottrop hervorgeht, erhöhten sich im Vergleich zu 2010 bei den meisten Diagnosen die Ausfalltage. Den deutlichsten Anstieg gab es bei den Kreislauferkrankungen mit 40,7 Prozent. Fast gleichstark war der Zuwachs der psychischen Erkrankungen mit 40,1 Prozent. Hier wurden sowohl mehr Fälle, als auch eine längere Erkrankungsdauer registriert. Spitzenreiter bei den Krankschreibungen bleiben die Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Bundesweit haben sie einen Anteil von 22 Prozent am Krankenstand.
„Die Höhe des Krankenstandes in der Region zeigt Handlungsbedarf auf“, kommentierte Sarah Schiwi von der DAK-Gesundheit die Ergebnisse. „Gesund leben und arbeiten gehören eng zusammen. Im Alltag ist es wichtig, dass sich die Menschen richtig ernähren, entspannen und bewegen. Die Arbeitgeber können über ein Gesundheitsmanagement den Krankenstand im Unternehmen beeinflussen. Aktuelle Studien zeigen, wie gezielte Rücken- oder Anti-Stress-Kurse positiv wirken.“
Nach einer repräsentativen Untersuchung leiden in NRW 9,7 Prozent der Berufstätigen an einer sogenannten beruflichen Gratifikationskrise. „Die Menschen haben Stress im Job, weil sie sich für ihre Anstrengungen im Beruf nicht ausreichend belohnt fühlen“, erklärt Schiwi. „Dadurch verdoppelt sich das Risiko für eine schwere Herzerkrankung.“ Während vor allem Facharbeiter und Arbeiter an dieser Krise leiden, trifft es Selbstständige und Freiberufler seltener.
Gefährdungspotenzial erkennen
Bei der Belohnung spielten vor allem das Gehalt, die Anerkennung durch Vorgesetzte und ein sicherer Arbeitsplatz eine wichtige Rolle. „Obwohl diese sehr gestressten Arbeitnehmer ihr erhöhtes Gefährdungspotenzial kennen, kümmern sie sich nicht stärker um ihre Gesundheit“, so Schiwi. „Hier sollten Firmen mit betrieblichem Gesundheitsmanagement ansetzen, um die Betroffenen zu unterstützen.“