Bottrop/Gelsenkirchen. Die Deutsche Angestellten Krankenkasse schlägt Alarm. Nach einer Studie der Kasse erreicht die Region Bottrop/Gelsenkirchen im Vergleich der versicherten Arbeitnehmer die höchste Krankenzahl aller NRW-Regionen. An jedem Tag sind von 1000 Arbeitnehmern 43 krankgeschrieben.
Die Deutsche Allgemeine Krankenkasse (DAK) hat ermittelt, dass 2008 der Krankenstand ihrer 17000 Versicherten in Bottrop und Gelsenkirchen im Vergleich aller NRW-Regionen einen Spitzenwert erreichte. Mit 4,3 Prozent wiesen die beiden Städte, gewertet als eine Einheit, im Landesvergleich den höchsten Krankenstand aus. „Damit waren an jedem Tag des Jahres von 1000 DAK-Versicherten Arbeitnehmern 43 krankgeschrieben, zehn mehr als bundesweit”, erklärt Georg Pütz, Leiter des Versorgungsmanagements in der Regionalgeschäftsstelle Dortmund.
Der niedrigste Krankenstand wurde 2008 mit 2,6 Prozent in Düsseldorf festgestellt, während die DAK den durchschnittlichen Krankenstand ihrer Versicherten in NRW mit 3,1 Prozent ermittelte. Der DAK-Gesundheitsreport 2009 verdeutlicht auch, dass die Krankenstände der DAK-Versicherten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind: In NRW um 0,1 Prozent auf 3,1 Prozent, in Bottrop und Gelsenkirchen um 0,5 Prozent.
Spekulation über die Ursachen
Über die Ursachen des hohen Krankenstandes könnten die DAK- Verantwortlichen nur spekulieren, erklärt Barbara Rüchel, Leiterin des DAK Servicezentrums Gelsenkirchen. Versorgungsmanagement-Leiter Georg Pütz geht davon aus, dass die Bewohner im Ballungsraum des Ruhrgebiets unter anderem gesundheitlichen Problemen leiden als in der Landeshauptstadt. Welche dies sind, hat die Krankenkasse erfasst: 27,3 Prozent der DAK-versicherten Arbeitnehmer, die 2008 einen Krankenschein nahmen, litten unter Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems inklusive Wirbelsäule. Mit der Häufigkeit dieser Beschwerden als Krankheitsursache rangieren Bottrop und Gelsenkirchen um 70 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Erkrankungen des Atemsystems folgten 2008 mit 16,9 Prozent auf Platz 2, gefolgt von psychischen Erkrankungen als Ursache der Krankschreibung mit 12 Prozent, was nach der DAK-Statistik eine Steigerung um 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Für die Kasse ist vor allem der Aspekt bedeutungsvoll, dass psychische Erkrankungen häufig langanhaltende Arbeitsunfähigkeit verursachen.
Risikofaktor Stress
Nach Auffassung der DAK hängt die Zunahme der psychischen Erkrankungen mit den Veränderungen in der Arbeitswelt zusammen. „Chronischer Stress ist ein ernsthafter Risikofaktor für psychische Krankheiten”, stellt Barbara Rüchel fest.
Die Kasse ist daher auch der Frage nachgegangen, ob Medikamentenmissbrauch gegen Stress und psychische Belastungen in der Arbeitswelt verbreitet sind, und kommt nach einer bundesweit repräsentativen Befragung zu dem Resultat, dass zwei Prozent aller aktiv Erwerbstätigen in NRW Medikamente zur Leistungssteigerung oder Stressbewältigung einnehmen. Dabei sollen Männer mehr zu konzentrationsfördernden, Frauen zu beruhigenden Präparaten neigen. mls