Gelsenkirchen. .

Am Anfang war der Baum. Die Pappel, um genau zu sein. Lang und gerade hoch gewachsen ragte sie in den Berger Anlagen in die Höhe. Doch dann kam der Bildhauer Leif-Erik Voss und setzte dem langweiligen Pappeldasein ein Ende. „Befreiung“ hat er sein Werk genannt, das einen menschlichen Körper im T-Shirt zeigt, der sich mit viel Kraftaufwand aus dem auseinandergespreizten Baumstamm zu befreien scheint.

„Der Titel ist in diesem Fall sehr doppeldeutig, denn wenn man einen schützenswerten Baum fällen will, muss man vorher einen Antrag auf Befreiung stellen, so heißt das dann im Behördendeutsch“, sagt Ulrich Daduna vom Kunstverein Gelsenkirchen. Der Kunstverein wiederum hatte die Baumskulptur bei Leif-Erik Voss in Auftrag gegeben, sie ist inzwischen schon der 19. Beitrag zur Reihe „Kunst am Baum“, für die in dem schmucken Park in jedem Jahr eine marode Pappel von einem Künstler neu gestaltet wird.

In nur drei Tagen war die Baumskulptur fertig

„In diesem Jahr hatten wir vier Bewerbungen in der engeren Auswahl, und Leif-Erik Voss war sehr überrascht, dass er dann den Zuschlag erhalten hat, weil sein Werk nicht so abstrakt ist wie die Beiträge der vergangenen Jahre“, erzählt Ulrich Daduna dann.

Doch als Voss mit seiner Arbeit am Baum begann (die er wegen des ständigen Regens so stringent durchzog, dass er nach drei Tagen fertig war), da zeigte sich schnell, dass die Wahl beim Publikum im öffentlichen Park gut ankommt: „Vor allem Kinder sind stehengeblieben und haben gestaunt. Die waren total begeistert und haben viele Fragen gestellt. Und eine Mutter hat sich dann sogar dafür bedankt, dass man die Figur sofort erkennen kann. Bei vielen der anderen Skulpturen haben die Kinder Fragen gestellt, die ihre Eltern nicht beantworten konnten“, erzählt Leif-Erik Voss lachend.

Arbeiten von Voss im Kunstmuseum ausgestellt

„Mir hat die Arbeit an der Pappel richtig Spaß gemacht, vor allem, weil das ein sehr dankbares Gehölz ist und sich mit einer Motorsäge gut bearbeiten lässt. Bei einer Eiche hätten die Arbeiten glatt doppelt so lange gedauert“, so der 36-Jährige, der in der Nähe von Bonn lebt. Wie er als Rheinländer auf das Projekt „Kunst am Baum“ des Kunstvereins Gelsenkirchen aufmerksam wurde, erklärt er so: „Ich habe mit Christian Forsen, der hier 2011 den Baum gestaltet hat, zusammen die Ausbildung zum Holzbildhauer absolviert. Und als er mir von der Projektreihe erzählte, bin ich neugierig geworden und habe mich beworben.“

Im Gegensatz zu Forsen hat sich Leif-Erik Voss allerdings dem figurativen Bildhauerstil verschrieben. „Bei mir steht das Thema Mensch im Mittelpunkt der Arbeiten. Manchmal stelle ich allerdings auch nur Gefühle dar, wie etwa Geborgenheit – dann sind die menschlichen Züge nur angedeutet“, erklärt Voss, der oft mit exotischem Holz arbeitet und dieses dann mit Stahl oder Blei kombiniert. Eine Auswahl seiner Arbeiten ist ab sofort im Kunstmuseum Gelsenkirchen an der Horster Straße zu sehen. Schwungvolle Linien treffen hier auf sorgfältig herausgearbeitete Gesten. Aha-Effekte garantiert.

Leif-Erik Voss, Jahrgang 1975, machte 1997 seinen Abschluss an der Werkkunstschule Flensburg und ist seit 1998 selbstständiger Bildhauer. Seine Skulptur „Befreiung“ wird am Sonntag, 17. Juni, um 11.30 Uhr mit einer Einführung durch den Kunsthistoriker Dr. Falko Herlemann in den Berger Anlagen an der Adenauerallee offiziell vorgestellt.

Bis zum 2. September sind zudem jeweils di bis so von 11 bis 18 Uhr weitere Skulpturen des Künstlers im Kunstmuseum an der Horster Straße 5-7 zu sehen.

Frisch!

"La Poubelle" (1991) von Klaus Ritterbusch (li.) und "Korridor" (1964) von Gerhard Richter. © WAZ FotoPool
Werke von George Korsmit (ohne Titel von 1987).
Werke von George Korsmit (ohne Titel von 1987). © WAZ FotoPool
Werke (v.r.) Koos de Bruyn
Werke (v.r.) Koos de Bruyn "Rückenfigur" (1983), Hella Santarossa "Corinna, Corinna..." (1981), Hermann-Josef Mispelbaum "Falkland" (1984) sowie im Vordergrund die Arbeit "Umformer Nr. V" (1970) des Gelsenkirchener Künstlers Wolfgang Liesen. © WAZ FotoPool
Blick von der Galerie auf die Werke (v.r.) Koos de Bruyn
Blick von der Galerie auf die Werke (v.r.) Koos de Bruyn "Rückenfigur" (1983), Hella Santarossa "Corinna, Corinna..." (1981), Hermann-Josef Mispelbaum "Falkland" (1984) sowie im Vordergrund die Arbeit "Umformer Nr. V" (1970) des Gelsenkirchener Künstlers Wolfgang Liesen. © WAZ FotoPool
Werke (v.r.) Koos de Bruyn
Werke (v.r.) Koos de Bruyn "Rückenfigur" (1983), Hella Santarossa "Corinna, Corinna..." (1981), Hermann-Josef Mispelbaum "Falkland" (1984), Ludwig Munthe "Winterabend " (1896), Heinrich Hermanns "Blick auf Siena" (1942) sowie im Vordergrund die Arbeit "Umformer Nr. V" (1970) des Gelsenkirchener Künstlers Wolfgang Liesen. © WAZ FotoPool
"Mädchen mit Strohhut im Birkenwald (1903) von Paula Modersohn-Becker und "Portrait Frau Landgerichtspräsidentin Vollmer" (1920/22) von Rudolf Schulte im Hofe (1885 geb. in Gelsenkirchen) © WAZ FotoPool
"Eingangstor im Stift Neuburg im Neckartal" (o.J.) von Wilhelm Trübner. © WAZ FotoPool
"Campagnalandschaft" (o.J.) von Maria Kaspar Filser. © WAZ FotoPool
Im Vordergrund die Skulptur
Im Vordergrund die Skulptur "Assunta" (1921) von Georg Kolbe, dahinter (v.l.) Arbeiten von Gerhard Opitz, Mario Reis und Hermann Peters (geb. in Gelsenkirchen). © WAZ FotoPool
Werke (v.r.) von Gerhatd Opitz und Mario Reis.
Werke (v.r.) von Gerhatd Opitz und Mario Reis. © WAZ FotoPool
Serie
Serie "Emscher 1-3" (1977-81) von Mario Reis. © WAZ FotoPool
Blick in den Saal: links die Arbeit
Blick in den Saal: links die Arbeit ""Herbstlicher Park" (1920) von Hermann Peters (geb. in Gelsenkirchen). © WAZ FotoPool
"Herbstlicher Park" (1920) von Hermann Peters (geb. in Gelsenkirchen). © WAZ FotoPool
Arbeiten (v.l.) von  Wolf Vostell, Jürgen Stever, Ferdinand Spindel, Anca Muresan und Volkmar Schulz-Rumpold.Im Vordergrund die Skulptur
Arbeiten (v.l.) von Wolf Vostell, Jürgen Stever, Ferdinand Spindel, Anca Muresan und Volkmar Schulz-Rumpold.Im Vordergrund die Skulptur "Assunta" (1921) von Georg Kolbe. © WAZ FotoPool
"Maya" (1987) von Wolf Vostell. © WAZ FotoPool
Arbeiten (v.l.) von  Wolf Vostell, Jürgen Stever, Ferdinand Spindel, Anca Muresan und Volkmar Schulz-Rumpold.
Arbeiten (v.l.) von Wolf Vostell, Jürgen Stever, Ferdinand Spindel, Anca Muresan und Volkmar Schulz-Rumpold. © WAZ FotoPool
"Suzanne (1947/48) von Ernst Wilhelm Nay (li.) und "Komposition in Gelb (1958) von Wilhelm Imkamp. F © WAZ FotoPool
Werke (v.l.) von Kuno Gonschior, Jorrit Tornquist (2x) und Francois Morellet.
Werke (v.l.) von Kuno Gonschior, Jorrit Tornquist (2x) und Francois Morellet. © WAZ FotoPool
"Physiochromie Nr. 388" (1968) von Carlos Cruz Diez (li.) und "Komposition" (um 1954) von Serge Poliakoff.Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool / 20.04.2012 © WAZ FotoPool
Vorne die Skulptur
Vorne die Skulptur "Assunta" (1921) von Georg Kolbe, dahinter Arbeiten (v.l.) von Volkmar Schulz-Rumpold, Klaus Fussmann und Mario Reis. © WAZ FotoPool
Vorne die Skulptur
Vorne die Skulptur "Assunta" (1921) von Georg Kolbe, dahinter Arbeiten (v.l.) von Volkmar Schulz-Rumpold, Klaus Fussmann und Mario Reis. © WAZ FotoPool
"Vache et fleurs" (1954" von Karel Appel. © WAZ FotoPool
Die Werke (v.r)
Die Werke (v.r) "Herbstlandschaft bei Davos (1936) von Ernst Ludwig Kircher, " Komposition" (1959/1960) von Pierre Soulages, "K 33-90" (1990) von Hermann Nitsch und "Komposition" (um 1959) von Serge Poliakoff . © WAZ FotoPool
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