Gelsenkirchen. Von Wölfen im Schafspelz, „Mischtieren“ und der Liebe zu „Mäählanie: Das Consol Theater präsentiert ein Jugendtheaterstück zum Thema Integration als tierische Fabel.

Wie fühlt sich das an, in einem fremden Land unter lauter Fremden zu leben? Dieser Frage spürt das Jugendtheaterstück „Die besseren Wälder“ von Martin Baltscheit nach, das jetzt am Consol Theater offiziell Premiere feierte.

Baltscheit hat die Geschichte um Migration und Integration in eine tierische Fabel verpackt, lässt den Wolfsjungen Ferdinand, dessen Eltern auf der gemeinsamen Suche nach „besseren Wäldern“ von Jägern erschossen wurden, bei einem kinderlosen Schafspaar heimisch werden. Und der kleine Wolf integriert sich so in die Gemeinschaft, dass er später selbst glaubt, ein Schaf zu sein. Niemand im Schafsland singt das „Schafe Maria“ so toll wie er.

Überall ein Fremdling

Doch, man ahnt es: Das Leben kommt, wie es kommen muss, Ferdinand verliebt sich in ein „echtes“ Schaf, Määählanie. Und die wiederum überredet ihn, sie über den Zaun zu heben, um jenseits der behüteten Schafsherde die wilde Jugend kennenzulernen. Auf dem Weg zurück wird Mäählanie von einem wilden Tier gerissen – und die gesammelte Schafsherde verdächtigt natürlich Ferdinand. So wird der junge Wolf im Schafspelz aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, wandelt zwischen den Welten, bis er auf ein Wolfsrudel trifft.

Doch auch dort wirkt er wie ein Fremdling, weil er kein rohes Fleisch mag und keinem Tier etwas zu Leide tun kann. Wenig Trost findet er bei anderen „Mischtieren“: Einem Bienen-Bär und einem Fuchs im Gans-Gewand. Als diese ihm schließlich erzählen, dass als Mäählanies Mörder ein Hund verhaftet wurde, und dass er zu den Schafen „nach Hause“ zurückkehren kann, kommt Ferdinand ins Grübeln. Das Publikum darf dann selbst entscheiden, welches Happy-End es sich für den verwirrten Wolf wünscht.

Jugendliche "zwischen" zwei Kulturen

Eindrucksvoll wird auf diese Weise der Zwiespalt von Jugendlichen erzählt, die „zwischen“ zwei Kulturen wandeln und aufwachsen – ihrer Heimatsprache kaum noch mächtig, und doch in der neuen Heimat noch immer fremd. „Die besseren Wälder“ ist daher ein Stück, dass den Zuschauer nachdenklich stimmt. Umgesetzt wird die Geschichte unter der Regie von Andrea Kramer mit ganz wenigen stilistischen Mitteln. Die Darsteller Jennifer Ewert, Svenja Niekerken, Till Frühwald, Daniel Mathéus und Fabian Sattler durchlaufen rasante Kostümwechsel (mit Kostümen von Sabine Kreiter) und passen sich immer wieder neuen Rollen an. Eine echte Höchstleistung.

Auch das schlichte Bühnenbild von Tilo Steffens, der unlängst bei den Bayreuther Festspielen wirkte und dem Consol Theater eine Wiese aus Teppich-Quadraten auf den Leib schneiderte, kann überzeugen. So werden „die besseren Wälder“ am Consol Theater zur runden Sache. Schon jetzt ist das Ensemble eingeladen, dieses 2010 mit dem Jugendtheaterpreis ausgezeichnete Stück im Herbst beim NRW-Theaterfestival „Spielarten“ aufzuführen.

Vorpremiere vor wenigen Wochen

Das Theaterstück „Die besseren Wälder“ ist konzipiert für Zuschauer ab 12 Jahren und war am Consol Theater an der Bismarckstraße vor wenigen Wochen bereits als „Vorpremiere“ zu sehen, da die Erstaufführungsrechte an ein Berliner Theater vergeben worden waren. Die WAZ durfte deshalb im Vorfeld nicht berichten. Mehr Info zum Stück im Consol Theater unter 988 22 82.