Gelsenkirchen.

Die Gelsenkirchener Logistik-, Hafen- und Servicegesellschaft mbH, kurz Gelsen-Log, verbindet Menschen. Das steht auf der Homepage zu lesen. Nun scheint es einen ganz speziellen Fall zu geben, in dem Gelsen-Log die Menschen nicht verbindet, sondern zwei Städte spaltet: Gelsenkirchen und Rostock.

Seit dem Jahr 1991 im Bestand

Was viele nicht wissen: Zum Bereich Gelsen-Log, das zur Gesellschaft für Energie und Wirtschaft mbH (GEW) gehört, zählt seit 1991 das Best Western Hanse-Hotel. Ein schmuckes Vier-Sterne-Haus, das in Rostock-Warnemünde in bester Ostsee-Lage steht. Damals, nicht lange nach der Wende, hatte sich die World Trade Center Ruhrgebiet GmbH (ebenfalls eine Gelsen-Log-Tochter) auf den Weg in die neuen Bundesländer gemacht, um an verschiedenen Standorten zu investieren, erinnert sich GEW-Chef Ulrich Köllmann, der auch Geschäftsführer Gelsen-Log ist. Vieles wurde später wieder abgestoßen, das Hanse-Hotel aber nicht.

Der Ärger, der nun entbrannt ist, dreht sich um das bis zum Jahr 2031 verlängerte Hotel-Engagement der Gelsenkirchener an der Waterkant. Denn die Rostocker haben offenbar realisiert, das dieses Kleinod am Strand weitere 19 Jahre kein Geld in ihre Taschen spülen wird, weil Gelsen-Log eine vertraglich fixierte Option gezogen hat.

Es ist ein schönes Hotel

Das schmeckt der Kommunalen Objektbewirtschaftung und -entwicklung (KOE) der Hansestadt Rostock überhaupt nicht – was keinen verwundert. „Entsprechend hat die KOE einen Anwalt beauftragt“, sagt Köllmann, „der eine Klage vor dem Landgericht Rostock anstrengt, weil die Hansestadt den mit uns geschlossenen Pachtvertrag nicht mehr für rechtens hält.“

Mit der Klage kann die Stadt Gelsenkirchen leben (Köllmann: „Das sehe ich ganz gelassen“), wofür sie aber überhaupt kein Verständnis hat, ist die politische Polemik des Rostocker Anwalts. Der wirft in einem Artikel im Hamburger Abendblatt Gelsenkirchen vor, in all den Jahren mehr aus Rostock bekommen zu haben als man an Soli-Beiträgen geleistet habe. Das verursacht Kopfschütteln bei Oberbürgermeister Frank Baranowski: „Gelsenkirchen hat bisher 260 Millionen Euro gezahlt. Dazu kommen die Zinsen für die Kreditfinanzierung. Außerdem muss man ja mal erwähnen, dass wir das Haus als Bruchbude übernommen haben und es heute, dank unseres Engagements, ein schönes Hotel ist.“

Pflicht-Überschneidungen

Einen weiteren Zankapfel schildert Köllmann: „Rostock ist vertraglich verpflichtet, sich um die Instandhaltung der Außenfassade zu kümmern.“ Gelsen-Log habe angekündigt, im Winterhalbjahr 1,5 Mio. Euro investieren zu wollen und bei Pflicht-Überschneidungen zu gegebener Zeit mit Rostock über deren mögliche Aufgaben zu sprechen.

Der KOE-Anwalt macht nun die Gegenrechnung auf, dass nach Angaben von Gelsen-Log der Nettoumsatz bei mehr als drei Mio. Euro pro Jahr liege und Experten von einem Reingewinn von einem Drittel ausgehen würden. Diese Zahlen verweist Köllmann ins Reich der Fabeln: „Eine Umsatzrendite von 33 Prozent ist Quatsch. Es ist viel weniger.“ Echte Zahlen nannte er nicht, sagte aber: „Das Hotel macht uns Spaß.“