Gelsenkirchen. Argentinischer Botschafter Victorio Taccetti enthüllt an der Pastoratstraße eine Gedenktafel für die in seinem Land ermordete Gelsenkirchenerin Elisabeth Käsemann.

In Gelsenkirchen steht ihr Name für Mut, Kampf für die Menschenrechte und herausragenden Einsatz für Unterdrückte: Elisabeth Käsemann. Gleichzeitig steht ihr Name aber auch für eines der dunkelsten Kapitel argentinischer Geschichte, denn die 1947 in Gelsenkirchen geborene Elisabeth Käsemann wurde bei ihrem humanitären Einsatz in Südamerika von Sicherheitskräften der argentinischen Militärdiktatur verschleppt, gefoltert und ermordet. Am Donnerstag – einen Tag vor ihrem 65. Geburtstag – wurde am Haus des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid eine Gedenktafel für Elisabeth Käsemann enthüllt.

Und das nicht einfach so. Mit Victorio Taccetti war eigens der argentinische Botschafter nach Gelsenkirchen gereist, um gemeinsam mit Oberbürgermeister Frank Baranowski die Tafel ihrer Bestimmung zu überführen. „Ihr Besuch, Herr Taccetti, zeigt, wie ernst es ihr Land mit der Aufgabe der Aufarbeitung seiner Geschichte meint“, sagte Frank Baranowski, der aber auch nicht davor zurückschreckte, die Untätigkeit der Bundesrepublik in diesem Fall anzusprechen, die es versäumt habe, mutig zu handeln, um Elisabeth Käsemann zu retten.

Aufklärungsarbeit noch nicht abgeschlossen

Auch der Botschafter selbst, der gemeinsam mit seiner Frau nach Gelsenkirchen gekommen war, unterstrich das noch einmal deutlich. „Der Fall von Elisabeth Käsemann steht für tausende Fälle von Menschen, die verschwunden sind. Es gibt in meinem Land aber keine Straflosigkeit mehr. Die argentinische Justiz hat viel dafür getan, die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen und zu bestrafen“, so Taccetti. Trotzdem sieht der Botschafter der Republik Argentinien die Aufklärungsarbeit in seiner Heimat noch nicht abgeschlossen. „Wir sind noch nicht am Ende, aber wir haben schon eine lange Strecke zurückgelegt.“

Dass die Elisabeth-Käsemann-Gedenktafel am Haus des Evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid an der Pastoratstraße hängt, ist keinesfalls Zufall. Seit 19 Jahren ist Elisabeth Käsemann Namensgeberin, zunächst für das Elisabeth-Käsemann-Haus, heute für die Elisabeth-Käsemann-Familienbildungsstätte, deren Verwaltung an der Pastoratstraße ansässig ist. Superintendent Rüdiger Höcker würdigte Elisabeth Käsemann als eine mutige Gelsenkirchenerin und Tochter mutiger Eltern, denn schon Elisabeths Vater stellte sich entschlossen gegen die Nationalsozialisten in Deutschland.

Reihe "Erinnerungsorte"

Die Gedenktafel ist ein weiterer Mosaikstein in der Reihe „Erinnerungsorte“. „Inzwischen sind es mit der Gedenktafel für Elisabeth Käsemann nun 18 in ganz Gelsenkirchen. Es sind Punkte, die zum Innehalten einladen“, erläutert Oberbürgermeister Frank Baranowski die Idee der Demokratischen Initiative überall in der Stadt mit Gedenktafeln besondere Menschen und Orte zu würdigen.