Gelsenkirchen. .

Von wegen politikverdrossen: 70 Kinder und Jugendliche fühlten den Landtagskandidaten von SPD, CDU, FDP, Grüne, Linke und Piraten am Montag auf den Zahn. Der Jugendring und der Amigonianer-Orden hatten in den Jugendtreff an der Aldenhofstraße eingeladen. Über den Auftritt der Politiker stimmte der Nachwuchs ab.

Die Parteien schickten Kandidaten aus einem der beiden Wahlkreise. Markus Töns (SPD), Frank-Norbert Oehlert (CDU), Alexander Schilling (Piraten), Bianca Thiele (Die Linke), Barbara Oehmichen (Grüne) und Jens Schäfer (FDP) plauderten zum Einstieg aus dem Nähkästchen zu Hobbys, Beruf und Familie. Aufmerksam hörten die Gäste bei der Frage zu, was die Politiker in ihrer Jugend unternommen haben.

Unterschiedliche Meinungen zu Studiengebühren

Top-Antwort: ins Kino gehen. Für viele Kinder und Jugendliche heute unerschwinglich. Auf einem Plakat zeigten sie, dass ein Kinobesuch 12 Euro kostet, während der Kasten Bier für 8 Euro zu haben ist. Auch das Thema Bildung beschäftigt die junge Generation. Mandy Wallenfels und Elisabeth Betrausch forderten „Kostenfreie Bildung vom Kindergarten bis zur Hochschule“. Die Freundinnen besuchen das Jugendzentrum der Falken an der Rheinischen Straße. Auch aus anderen Einrichtungen, etwa der evangelischen Jugend, der DGB-Jugend oder der katholischen Jugendsozialarbeit, kamen Jugendliche zum Kandidaten-Check.

In zwei Fragerunden wurden die Jugendlichen konkret: Wie steht der Kandidat zu Studiengebühren, werden mehr Lehrstellen geschaffen, wie reagiert die Politik auf die doppelten Abiturjahrgänge, was wird gegen zu große Schulklassen unternommen? Deutliche Unterschiede zwischen den Parteien gab es vor allem bei den Studiengebühren. Während Töns und Oehmichen die Abschaffung der Gebühren für sich reklamierten, machte Thiele deutlich, dass es die Linken waren, die den Gesetzentwurf eingebracht hätten. „Studiengebühren bleiben mit der CDU abgeschafft“, so Oehlert: „Denn es gibt eine große Koalition und daher keine Mehrheit für das Thema.“ Schäfer sprach sich für nachgelagerte Studiengebühren aus.

Viele Probleme auf kommunaler Ebene

Dass sich die Kandidaten keine Wahlkampfschlacht lieferten, lag zum einen daran, dass für viele Jugendliche die Wahl vom Alter her in weiter Ferne liegt. Zum anderen, weil die Sprache der Politik für Jugendliche oft zu kompliziert ist. Auf Anhieb zu erklären, was Markus Töns mit der „zweiten Stufe des Stärkungspaktes Stadtfinanzen“ gemeint hat, dürfte selbst erfahrene Wähler vor Probleme stellen. Geschenkt, dass Frank-Norbert Oehlert schon mal das „Sie“ rausrutscht. Häufig den richtigen Ton traf der 18-jährige Alexander Schilling, der nur Alex genannt werden wollte („Ich kenn den ganzen Mist, der in den Schulen abläuft“). Der Schüler des Gauß Gymnasiums, Bundespressesprecher der Jugendorganisation der Piraten, machte sich für seine Statements - ganz im Stile der Partei - Notizen auf dem Smartphone.

Viele Probleme, die die Jugendlichen ansprachen, spielen sich zudem auf kommunaler Ebene ab (Finanzierung von Jugendeinrichtung, Skate-Parks, Spielplätzen). Julian Uysal (14) konfrontierte die Politiker mit dem Problem, dass es viele schlechte Fußballplätze in Gelsenkirchen gibt. Dass er selbst noch nicht wählen darf sieht er gelassen: „Es ist gut, dass ich noch etwas Zeit habe, um mir ein Bild zu machen.“

Am Ende wurde mit Klebepunkten am Podium abgestimmt. Weit vorne lag die SPD, dahinter folgten die Piraten vor den Grünen, der CDU und der FDP.