Gelsenkirchen. . Schüler des Ricarda-Huch-Gymnasiums protestieren gegen Käfighaltung und steigen dafür in maßstabgetreu umgerechnete Gehege. Im Matheunterricht hatten die Sechstklässler die EU-Richtlinien für Hühner auf den Menschen umgerechnet und entsprechende Käfige gebaut, in die sie sich dann selber setzten.
Da lachen ja die Hühner! Oder eben auch nicht: Mit einer symbolträchtigen Protest-Aktion haben Schüler des Ricarda-Huch-Gymnasiums am Dienstag auf die gewerbliche Käfighaltung von Hennen aufmerksam gemacht. Im Matheunterricht hatten die Sechstklässler die EU-Richtlinien für Hühner auf den Menschen umgerechnet und entsprechende Käfige gebaut, in die sie sich dann selber setzten.
Neu ist das Projekt nicht. „Das machen wir seit 15 Jahren immer mal wieder, aber nicht regelmäßig“, sagt Schulleiterin Ursula Klee. Vor 15 Jahren seien die Käfige noch kleiner gewesen. „Jetzt gibt es neue Richtlinien, aber die Käfige sind immer noch nicht besonders groß.“
Pro Konstrukt aus Maschendraht und Holzlatten hocken die Schüler der 6a zu zehnt darin. Es sei zu eng, vor allem wenn man stehen wolle, sagen die Eingepferchten. Andere finden es gar nicht so schlimm – zumindest für eine Weile nicht: eine halbe Stunde sei okay, mehr aber auch nicht. „Die Hühner verbringen aber ihr ganzes Leben in solchen Käfigen“, gibt eine „Insassin“ zu bedenken. Angela (13) hat von zu Hause sogar ein gelbes Huhnkostüm mitgebracht. Damit hockt sie in einem der Käfige.
Fächerübergreifendes Projekt
Drei Exemplare haben die Schüler unter Anleitung ihrer Mathelehrerin Julia Wolthaus gezimmert: „Vor den Osterferien haben wir im Unterricht mit der Berechnung von Flächen und Körpern angefangen.“
Und weil ihr zweites Fach Biologie sei, so die Julia Wolthaus, habe es sich angeboten, das Käfig-Projekt fächerübergreifend wieder zu beleben. „Einige Sachen wussten die Schüler schon. Die Kennzeichnung der Eier etwa war den meisten geläufig“, sagt die Mathelehrerin. Die meisten Informationen jedoch seien neu für die insgesamt 27 Schüler gewesen.
Die drei Käfige haben unterschiedliche Maße. Der kleinste spiegelt die auf den Menschen hochgerechneten und maßstabsgetreuen EU-Richtlinien von 2011 wieder: 550 Quadratzentimeter standen einem Huhn bei einer Käfighöhe von 40 Zentimetern zu. Für zehn Schüler macht das eine Fläche von knapp drei Metern Länge und knapp anderthalb Metern Breite bei einer Höhe von etwas mehr als einem Meter – ganz schön eng, gackern die zehn Schüler.
EU-Richtlinien
Einen Käfig weiter werden schon die EU-Richtlinien von 2012 erfüllt: 750 Quadratzentimeter pro Henne bei einer Höhe von 50 Zentimetern. Auch die Mädchen und Jungen der 6a haben entsprechend geringfügig mehr Platz für sich. Aber immer noch zu wenig: „Ein Huhn hat weniger als ein DIN-A4-Blatt Platz“, weiß Musa (12).
„Und die Schnäbel werden den Hühnern gelasert, damit sie sich nicht selbst zerstückeln“, sagt Nico (12). Diese Prozedur sei für die Tiere äußerst schmerzhaft. Die 2012er-Richtline, so Julia Wolthaus, werde allerdings nicht in allen EU-Staaten befolgt.
Die deutschen Hühner im letzten Käfig haben es noch am besten. Sie haben 800 Quadratzentimeter Platz. In Deutschland gelten die EU-Regeln schon länger. Außerdem steht dem Federvieh hierzulande noch ein Quäntchen mehr Platz zu.