Gelsenkirchen. Das Ferienprogramm im Kinderland bietet Naturspaß pur. Und die Jungs bauen eine Bude.
Im Wald, da sind nicht immer nur die Räuber. Im Kinderland im Nordsternpark schon mal gar nicht. Aber Abenteuer, die gibt es dort reichlich zu erleben. Beim Bude bauen zum Beispiel. Mit Beginn der Osterferien tummeln sich acht Jungs im Alter zwischen 6 und 8 Jahren unter Aufsicht im Dickicht. Sie spannen Seile, tragen Holz zusammen, stellen Stöcke aneinander. Die Schule vermisst im Kinderland nun wirklich keiner, Bude bauen macht Spaß.
Kinder brauchen Natur
Wenn es nach Claudia Adamczuk, der pädagogischen Leiterin der Einrichtung geht, wird es höchste Zeit, dass die Kinder nach draußen vor die Tür kommen: „Weil Kindern heute die Natur fehlt, haben sie körperliche und soziale Defizite. Die Sinneswahrnehmungen von Kindern gehen verloren.“ In dem Gebüsch entlang eines Betriebswegs von Gelsendienste, am Ufer des Kinderland-Biotops, holen die Kleinen spielerisch ihre Defizite auf. „Beim Äste tragen müssen sie auch aufeinander achten“, sagt Claudia Adamczuk, „damit keiner einen Ast ins Auge bekommt.“
Und dann ist es doch passiert: Der kleine Luis (6) liegt rücklings auf dem Waldboden, Tränen fließen. „Da weint einer!“, ruft ein Junge. Jonas (6) hechtet mit den anderen durch das Laub. „Luis, was ist passiert?!“, ruft er aufgeregt. Claudia Adamczuk kümmert sich um Luis, tröstet ihn. Der 6-Jährige hat beim Laufen durchs Dickicht einen Zweig ins Auge bekommen. Passiert ist ihm aber nichts. Nach zwei Minuten sucht er schon wieder Holz für die Bude. Der soziale Ansatz greift schon am ersten Tag. Aus größtenteils Fremden ist eine Gruppe geworden, die sich umeinander kümmert. „Wir sind jetzt schon Freunde“, sagt Luis.
Schüler als Betreuer
Die Jungs dürfen sich nur so weit von der „Baustelle“ entfernen, dass sie die Betreuer noch sehen können. Neben Claudia Adamczuk passen der Ricarda-Huch-Schüler Tanju (17) ehrenamtlich und Celina, Mandy und Gülay (alle 15, Gesamtschule Horst) im Rahmen eines Praktikums auf die kleinen Abenteurer auf.
Mädchen sind auch mit von der Partie. Aber Karina (8), Michelle (9) und Franziska (8) klettern lieber ein paar Meter weiter in den Bäumen herum, als ein Versteck aus Holz zu bauen. Karina kraxelt zum ersten Mal in der freien Natur. Und Michelle sagt: „Auf dem Spielplatz bei uns zu Hause kann man doch höchstens einen Meter hoch klettern.“
Wie im Ameisenhaufen
Die Bude von den Jungs nimmt derweil Gestalt an. „Die Wand ist schon fast fertig“, sagt Jonas und erzählt, dass man „die Stöcke quer legen“ muss, „damit es besser hält.“ Wie in einem Ameisenhaufen geht es zu. Die Natur-Bauarbeiter wuseln umher, spannen Seile, binden Stöcke zusammen, richten Äste aus. „Jeder packt an, alle wollen mitmachen. Das ist super“, freut sich Tanju über das Engagement der kleinen Räuber.
„Wir müssen wieder Holz suchen!“, ruft Max (6) und raschelt schon los. Eine Bude hat er vorher zwar schon mal gebaut, aber „nur“ zu Hause im Garten. Und so mitten in der „Wildnis“, das ist natürlich was anderes. Claudia Adamczuk: „Die Kinder fühlen sich hier unentdeckt, hier können sie Abenteuer erleben.“ Und morgen geht das Abenteuer weiter.