Gelsenkirchen.
Wenn nichts Unvorhersehbares mehr geschieht, wird die Übergabe des neuen Hans-Sachs-Hauses an die Stadt Gelsenkirchen am 26. September 2012 erfolgen; anschließend kann mit der Möblierung des Gebäudes begonnen werden.
Gut ein Jahr Bauverzögerung würden dann im Raum stehen, teilte die Verwaltung am Donnerstag den Mitgliedern des Verkehrs- und Bauausschusses mit. Eine beträchtliche Zeitspanne, für die die Stadtverwaltung selbst aber nicht in die Verantwortung genommen werden kann. Drei Gewerke sind während der Bauphase in die Insolvenz gegangen: der Fensterbauer, der Fassadenbauer und der Fliesenleger. „Damit“, sagte Stadtdirektor Michael von der Mühlen, „konnten wir einfach nicht rechnen.“
Diese Beeinträchtigungen sollen auch der Grund sein, warum das Budget doch überzogen werden wird. Angesetzt waren mal 55 Millionen Euro, die bis zum Herbst 2011 Bestand hatten. Zeitweilig erschien sogar eine Unterschreitung möglich. „Wir hatten mal gut eine Million Euro Puffer“, erinnerte Axel Barton (SPD).
"Sonst kann geklagt werden"
Das ist Geschichte. Wahrscheinlich erscheint jetzt eine Überschreitung des Finanzrahmens im Bereich von gut fünf bis zehn Prozent. Mit Stand 6. März 2012 werden die zu erwartenden Kosten von der Verwaltung mit 59,85 Millionen Euro angegeben. Was wiederum auch an den Insolvenzen der drei Gewerke liegt. Michael von der Mühlen: „Das Vergaberecht zwingt uns, die preiswertesten Angebote anzunehmen. Sonst kann geklagt werden.“ Wenn eine Firma, die den Zuschlag erhalten habe, Pleite ginge, sei oft der Preis nicht mehr zu halten. Allein für die Fassade des Hans-Sachs-Hauses müssen laut Verwaltung 700 000 Euro mehr veranschlagt werden. Und das, wenn ab jetzt alles optimal läuft und sich nach der Einrüstung des Hans-Sachs-Hauses und der Fassaden-Begutachtung keine neuen Sachlagen ergeben.
Stadtdirektor sieht alles auf gutem Pfad
Dass die Politik von der Budget-Überschreitung nicht angetan ist, liegt auf der Hand. Hans-Werner Mach (SPD): „Wir sind nicht begeistert, aber die starke Steigerung ist durch die Unwägbarkeiten bedingt. Jetzt aber sind alle Gewerke beauftragt und mit weiteren Steigerungen ist nicht zu rechnen.“ Gabriele Hollmann-Bielefeld (CDU) bewertete die Steigerung von fünf Prozent als normalen Rahmen und meinte, „dass die 55 Millionen vielleicht etwas blauäugig angesetzt waren bei einem Objekt dieser Größe.“
Der Stadtdirektor wiederum sieht jetzt alles auf einem guten Pfad. Wenngleich noch nicht klar ist, ob sich Forderungen an die Stadt von einzelnen Firmen aus der erheblichen Verlängerung der Bauzeit ergeben könnten.
Ein Kran entschwebt