Gelsenkirchen. Der 2008 verstorbene Künstler Heiko Richter lebte viele Jahre in Gelsenkirchen und gehört zu den wichtigen und herausragenden Künstlerfiguren der Stadt. Jetzt zeigt eine große Ausstellung in der Gelsenkirchener “werkstatt“ Werke aus dem Nachlass des Künstlers.

Zeit seines Lebens arbeitete und lebte er am Rande des etablierten Kunstbetriebs. Gängigen Schubladen entzog sich Heiko Richter konsequent. Trotzdem zählt der 2008 verstorbene Maler bis heute zu den wichtigen und herausragenden Künstlerfiguren der Stadt. Die „werkstatt“ an der Hagenstraße widmet Heiko Richter die Ausstellung „Instabiles Gleichgewicht.“

Ein bezeichnender Titel, den die Ausstellung auch ein- und auflöst. Denn es war die Balance des Menschen in der Welt, die den Künstler interessierte. Wie sicher ist der Boden unter den Füßen, was treibt den Menschen an, wohin treibt es ihn? Da schweben Figuren scheinbar haltlos auf farbbrüchigen Flächen, da balancieren andere auf Gegenständen oder werden aus einer Kiste per Feder in die Luft katapultiert.

Frankreich war zuletzt die Wahlheimat des Künstlers

Zeitgenossen und Weggefährten erinnern sich bis heute gerne an den ungewöhnlichen Künstler. Wolfgang Ullrich, Vorsitzender des Werkstatt-Vereins, hat Werk und Vita von Heiko Richter ebenso verfolgt wie Jan Hermann Huda, der heute zur Ausstellungseröffnung eine Einführung geben wird. Beide besuchten den Maler auch immer mal wieder in seiner Wahlheimat Frankreich. Hier, in der Normandie, sichtete Ullrich auch die rund 50 Werke aus dem Nachlass, die nun in der „werkstatt“ zu sehen sind.

Heiko Richter, geboren in Braunschweig, studierte nach einer Maurerlehre Architektur und arbeitete ab 1968 in unterschiedlichen Gelsenkirchener Büros. Im Jahre 1970 trat er erstmals als Maler in Erscheinung. Zusammen mit Paul Sawitzki gründete Richter die „Mantelfabrik“ an der oberen Hagenstraße, die sich schnell als alternativer Kunsttreffpunkt etablierte. Ullrich: „Hier wurden unter anderem die Gelsenkirchener Grünen gegründet.“

Düstere, erdige Bilderwelten

Als die Mantelfabrik dem Abrissbagger zum Opfer fiel, zog Heiko Richter 1982 in eine ehemalige Werkstatt an der Buer-Gladbecker-Straße um. Als auch die abgerissen wurde, zog es Richter auf einen Bauernhof in die Normandie, wo er weiter an seinen meist düsteren, erdigen Bilderwelten arbeitete. Rund 50 Arbeiten, allesamt Originale, präsentiert nun die Ausstellung. Die Figur ist auf allen Bildern präsent, auch wenn sie manchmal als bizarrer Vogelmensch auftaucht. Sie scheint nach Balance zu suchen, nach Halt in einer verschwommen-nebligen Welt.

„Richter spürte dem Menschen auf der Suche nach“, erinnert sich Wolfgang Ullrich. „Dabei war er selbst jemand, der gesucht hat und vielleicht sogar das instabile Leben genossen hat.“ Die weiße Leinwand hat den Maler nie gereizt, vielmehr inspirierten ihn bereits vorhandene Strukturen, er malte auf Holz, auf Pappen, auf Bleche und sogar auf Katalogseiten. Im Fenster der „werkstatt“ macht ein Banner auf die Schau aufmerksam: mit einem Zitat des Künstlers und einem Foto von seinem Grab.