Gelsenkirchen. In der Vivawest-Zentrale ging es Dienstag ab 19.04 Uhr um Wettbewerbe, Werbemillionen und den Wert von Schalke 04 für die Stadt. Altstars erinnerten sich an ihre Siege – und am Ende wurde bei der 8. Gala der Wirtschaftsinitiative noch kräftig Fankultur zelebriert.
Am Ende hatte das Bild was vorn Nordkurve auf Nordstern. Hunderte im Saal schwenkten ihre (zur Begrüßung verschenkten) Schalke-Schals, die „Florians“ intonierten mit gefühlsseligem Timbre die Mitsinghymne „Königsblauer S 04“, das Schalke-Logo überstrahlte mild den Glanz von drapierter Meisterschale, DFB-Pokal und Uefa-Cup, ein illustres Häuflein Alt-Stars (von den 1958er Meistern bis zu den 97er Eurofightern) stellte sich dazu in Positur – alles war gut. Kantersieg für die Wirtschaftsinitiative Gelsenkirchen und Vorstand Christopher Schmitt, der durch den Abend führte.
Sie machten die Vivawest-Zentrale für ihre 8. Wirtschaftsgala zum Heim-Spielfeld, luden ein, was Rang und Namen hat in der Stadt und lieferten ein Erstliga-taugliches Programm um den FC Gelsenkirchen-Schalke. Dazu gehörten Spektakel und Show, ein längeres kabarettistisches, zwischenzeitlich zähes Zwischenspiel durch Switch-Darsteller und Schalke-Fan Peter Nottmeier, dazu gehörten Sportler-Sprüche, Interviews und, leider auch, Allgemeinplätze. Wer Tiefgehendes zur Vereins- und Umfeldentwicklung erwartete, war am falschen Ort.
Doppelpass zwischen Liga-Wettbewerben und Wirtschaft
In diesem Jahr, so Schmitt, „widmen wir uns endlich dem Thema, das eigentlich schon seit dem ersten Jahr ganz oben auf unserer Wunschliste stand.“ Pünktlich (und natürlich) um 19.04 Uhr gab es Dienstag dazu einen kräftigen Anpfiff. Eine Schiedsrichterin im DFB-Trikot eröffnete den Abend, der stilsicher um das Thema Schalke kreiste – angefangen bei Fingerfood auf grünem Kressebett im Fußballfeld-Format bis zur filmischen Würdigung durch Frank Bürgins „Zeitlupe.“
„Das Lebensgefühl hier wird ganz besonders geprägt durch den Fußball“, hatte schon Vivawest-Vorsitzender Robert Schmidt in seiner Begrüßung festgestellt – und so ging es eben um diese ganz besondere Beziehung. Der Stadtname spielte dabei mal eine besondere Rolle. Aufgedröselt wurde jenseits von Tradition und Mythos das, was Gelsenkirchen und den Club verbindet: der Doppelpass zwischen Liga-Wettbewerben und Wirtschaft, kurzum der Marktfaktor Fußball, Werbemillionen, das weltweite Image-Plus für die Stadt, ihre Gastronomie und Hotellerie.
200 Millionen Euro Umsatz
200 Mio Umsatz machte Schalke im letzten Jahr – damit schwang sich der Club erstmals in die europäische Top-Ten-Liga auf. „Ohne die Arena wäre das nicht möglich“, stellte Manager Horst Heldt fest. Die Halle hat weit mehr als Fußball zu bieten – Großkonzerte, Biathlon, Boxen, Raabs telegene Stockcar Schrott-Einlagen, dazu entwickelt sich der Arena-Park zum Wirtschaftsfaktor. Erfolgsgeschichten, auf die man stolzer sein dürfte. Doch das lokale Selbstbewusstsein, zeigte der Galaabend einmal mehr, ist alles andere als stark ausgeprägt.
Die Zugkraft der Veranstaltung und wohl auch der altgedienten Sportgrößen war enorm. In der Firmenzentrale war es zwischenzeitlich so eng wie auf den Arena-Stehrängen. Allein die Alt-Internationalen fanden ein besonderes Plätzchen – in Lounge-Sesseln auf einer Ehrentribüne nahmen Platz: Manni Krenz, Heiner Kördell und Willi „der Schwatte“ Koslowski. In den nächsten Reihen: 268-Tore-Mann und Mr. Fallrückzieher Klaus Fischer, „Mastermind“ Olaf Thon und „die linke Klebe“ Ingo Anderbrügge.
Veranstaltung ging in die Verlängerung
Selbst für den Einlauf der Alt-Stars hatte die Wirtschaftsinitiative einen würdigen Ansager gefunden: Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann übernahm den Job im passenden „Quatscher 04“-Shirt. Allein: mit 90 Minuten war es bei der von zahlreichen Sponsoren getragenen Part(y)ie nicht getan. Die Sache ging locker (und ohne Halbzeitpause) in die Verlängerung. Und auch die dritte Halbzeit bei exquisitem Büfett, Kontaktpflege und Sportplausch wurde bis spät in den Abend ausgedehnt. Ende (fast) offen.
Bestätigt wurden zwischendurch einige allgemeingültige Regeln zwischen Rotthausen und Hassel: Die Menschen hüben wie drüben können sich immer auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner einigen: Schalke 04. Und nach wie vor gilt nach Spieltagen, was Willi Koslowski für seine aktive Zeit feststellte: „Die Mannschaft ist für die Stimmung in der Stadt verantwortlich.“