Gelsenkirchen. Durch einen Brief des Schalke-Fanclubs Supporters Club e.V., in dem es um den Bestand der Gesamtschule Berger Feld ging, ist eine Standort-Diskussion losgetreten worden, die nach Meinung der Stadt zu einer „unnötigen Verunsicherung der Schüler und Eltern der Gesamtschule Berger Feld beigetragen hat“.
In der Verwaltung ist die Aufregung zu spüren. Durch einen offenen Brief des Schalke-Fanclubs Supporters Club e.V., in dem es um den Bestand der Gesamtschule Berger Feld ging, ist eine Standort-Diskussion losgetreten worden, die nach Meinung der Stadt zu einer „unnötigen Verunsicherung der Schüler und Eltern der Gesamtschule Berger Feld beigetragen hat“.
Dabei ist das Thema alt. Aufgefrischt wurde es, weil die SPD nach ihrer Haushaltsklausur dem grünen Bildungsdezernenten Dr. Manfred Beck vorwarf, mit Blick auf die Entwicklung des Standortes intransparent zu arbeiten. Im Zentrum stehen dabei diese Fragen: Ist die Gebäudesubstanz so marode, dass sie nicht mehr erhalten werden kann? Und was ist mit einem Neubau auf Erler Gebiet?
Tatsache sei es, teilte die Verwaltung jetzt mit, dass das inzwischen fast 45 Jahre alte Gebäude einen altersbedingten Sanierungsbedarf aufweise und die Technik nicht mehr in allen Bereichen auf dem heutigen Stand sei. Die Mängel führten aber nicht dazu, dass Unterricht behindert werde oder Schüler und Lehrer Gefährdungen ausgesetzt seien.
Kosten in Höhe von mindestens 40 Millionen Euro
„Nach ersten Schätzungen“, heißt es weiter, „wird eine umfassende Sanierung des Schulgebäudes, aber auch ein Neubau im Berger Feld mindestens 40 Millionen Euro kosten.“ Da mit Hochdruck in den Ausbau der U3-Betreuung investiert werde, gäbe es im städtischen Haushalt keinen Spielraum für eine zusätzliche Millioneninvestition.
Vor diesem Hintergrund arbeitet die Stadt mit Beteiligung der Bau- und Liegenschaftsverwaltung sowie der Schulverwaltung an einer Lösung. Generell gelte: „Entscheidungen zu Schulgebäuden werden erst gefällt, wenn alle wichtigen Daten aus der Schulentwicklung und der Bau- und Liegenschaftsverwaltung vorliegen. Dazu werden für alle weiterführenden Schulen auch Schülerströme und Standorte geprüft.“ Heißt: Die Daten werden mit einem Verwaltungsvorschlag der Politik zur Beratung und Entscheidung vorgelegt. Dabei spielen auch die Entscheidungen der Eltern eine Rolle.
Einzelentscheidungen könne es nicht geben
Einzelentscheidungen zu einer Schule könne es aus Sicht der Verwaltung nicht geben. Wie schon bei der Diskussion um das Schalker Gymnasium werde es auch bei der Gesamtschule Berger Feld keine Vorabentscheidungen geben können. Die Position, die von den Grünen bei der Diskussion um das Schalker Gymnasium vehement vertreten wurde, gelte für die weitere Schulentwicklungsdiskussion.
Dass die Stadt den Standort der DFB-Elite- und NRW-Förderschule nicht vernachlässige (siehe: Offener Brief der Grünen), weist die Stadt vehement zurück: „In den vergangenen Jahren sind 6 Millionen Euro in die Substanz der Schule investiert worden. Dazu kommen Investitionen von rund 1,4 Millionen Euro in Ausstattungen und Unterhaltung“, sagt Sprecher Martin Schulmann und liefert einen Überblick über die wichtigsten Investitionen: 327 200 Euro von 2008 bis 2011 zur Verbesserung der Unterrichtssituation mit neuen Medien; 85.000 Euro für Netbookausstattung in 2012, nach den Osterferien verfüge die Schule über ein eigenes drahtloses Netzwerk.
Oberböden und Estrich im Forum und anderen Bereichen seien erneuert worden, ebenso die Fenster an der Westseite. Brandschutzverbesserungen, eine Komplettsanierung des naturwissenschaftlichen Traktes, die Erneuerung der Ringleitung Wasser, die Legionellensanierung der Turnhalle, die Umsetzung von Energieeinsparmaßnahmen und Baumaßnahmen zur integrativen Schule einschließlich des Einbaus von Aufzügen würden ebenfalls klar gegen eine Vernachlässigung sprechen.
Offener Brief der Grünen
In einem offenen Brief an den Supporters Club e. V. stellt der bildungspolitische Sprecher der Grünen, David Fischer, beim Thema „Zukunft der Gesamtschule Berger Feld“ würde der Club bei der Grünen- Ratsfraktion offene Türen einrennen. Fischer schreibt: „Auch uns verwundert die Infragestellung des Standortes dieser DFB-Eliteschule des Fußballs und Sportschule NRW als Vorzeigeschule weit über unsere Stadtgrenzen hinaus. Hier haben die Schule und ihre Beteiligten in den letzten Jahrzehnten ein herausragendes Leuchtturmvorhaben als Profilschule der Stadt Gelsenkirchen verwirklicht. Dass die Schule und ihr Standort neuerdings öffentlich diskutiert werden, haben wir dem Pressebericht der SPD über deren Klausurtagung zu verdanken.“
Hier sei der Grüne Bildungsdezernent bezichtigt worden, die Zukunft der Gesamtschule Berger Feld intransparent darzustellen. Diesen Vorwurf habe er, so Fischer, bereits in der letzten Sitzung des Bildungsausschusses entkräftet.
Verantwortung läge in der Stadtspitze
Weiter meint er: „Die Faktenlage bezüglich eines Sanierungsstaus an der Gesamtschule Berger Feld wird von uns hingegen klar und eindeutig anerkannt. Es liegt nun in der Verantwortung der Stadtspitze – unser Oberbürgermeister allen voran – hier ein klares Signal für den Erhalt der Gesamtschule Berger Feld an ihrem jetzigen Standort zu setzen.“ Die aktuellen Diskussionen um die Schulentwicklungsplanung dürften dabei weder von der Stadtverwaltung noch von der Politik dazu missbraucht werden, den Standort zu gefährden. Die diskutierte Errichtung einer (Stadtteil-) Gesamtschule in Erle sei unabhängig von der Frage der Sanierung versus Neubau der Gesamtschule Berger Feld zu sehen.
Als Profilschule dieser Art gebe es keine Standortalternative. Zur Finanzierung meint Fischer: „Außergewöhnlichen Nachlässigkeiten muss die Stadt Gelsenkirchen mit außergewöhnlichen Anstrengungen und Kreativität zur Sicherstellung der Sanierung oder eines Neubaus entgegenwirken.“ Für die Grünen komme ein Standortwechsel, eine Auflösung oder ein fauler Kompromiss bezogen auf die Zukunft der Gesamtschule Berger Feld nicht in Frage.