Gelsenkirchen. .
Eine ältere Dame schiebt ihren Rollator über die Straße. In dem Körbchen liegen Butter, Paprika, Bratwurst. Sie ist etwas wackelig auf den Beinen. Der Rollator bietet Halt und ist zudem das bevorzugte Fortbewegungsmittel in Resser Mark. Willkommen in Gelsenkirchens ältestem Stadtteil.
47,6 Jahre zählen die Bewohner im Schnitt. Die meisten Familien zogen damals her, weil die Väter auf „Bismarck“ arbeiteten. Die Kinder sind längst erwachsen, die Senioren zumeist im Stadtteil geblieben. Sie mögen den angrenzenden Wald und die Ruhe. Gleichwohl, Resser Mark hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Weil die katholische und evangelische Kirchengemeinde nicht mehr genügend Gläubige zusammen bekommen hat, feiern sie hier gemeinsam in St. Ida ökumenische Gottesdienste.
Zulauf im Altenheim
Ein Kindergarten soll geschlossen werden, dafür verzeichnet das Altenheim regen Zulauf. Das Oberbekleidungsgeschäft „Sumavia“ verkauft indes „junge Mode“. Warme, grüne Pullover, schwarze Hosen und Shirts hängen draußen. Nebenan gibt es ein Lebensmittelgeschäft, wo sich die Einwohner versorgen können. Wer hier einkaufen geht, bekommt nicht nur einen Liter Milch, sondern auch die Neuigkeiten aus dem Stadtteil mit. Die erzählt man sich allerdings auch in der Gaststätte am Platz.
Im „Haus Kilian“ treffen sich Ilse Marx, Irene Nicht und Erika Schäfer zum Frühstück. Es gibt Brötchen, Marmelade, Kaffee. „Wir treffen uns hier regelmäßig, was sollen wir alleine zu Hause sitzen“, erklärt die 80-jährige Ilse Marx. Männer gibt es keine mehr in ihrem Leben. Sie sind das lebende Beispiel für die statistische Weisheit: Frauen werden älter.
Irene Nicht sagt es so: „Was meinen Sie, warum wir so viel Zeit haben.“ Wobei, irgendwann hat Ilse Marx mal wieder einen interessanten Herrn im besten Alter kennengelernt. „Der wollte aber nach zwei Jahren unbedingt heiraten“, sagt sie entrüstet. Das kam für sie nicht in Frage. „Wir wollen unsere Freiheit behalten.“ Also treffen sie sich lieber unter sich.
Trio ist mit dem Stadtteil zufrieden
Mit dem Stadtteil ist das Trio zufrieden. Es gebe hier alles, was man für den täglichen Bedarf brauche. Dazu einige Busse, die sie regelmäßig nach Buer bringen. „Nur am Sonntag ist es manchmal schwierig, aber wir wissen schon, wie wir hier wegkommen, wenn wir wegwollen“, erklärt Erika Schäfer und lächelt verschmitzt. Manchmal fahren die drei nämlich zum Essen „nach auswärts“.
Dann bleibt zu Hause die Küche schön sauber.“ Im Haus Kilian wird sonntags auch immer gekocht. Braten und gutbürgerliche Gerichte kommen auf den Tisch. Wirt Dieter Feldmann weiß, was seine Gäste wünschen. Er selbst ist auch schon 76 Jahre alt und steht noch hinterm Tresen. „Dann habe ich wenigstens Beschäftigung.“
Der Damenbesuch tauscht sich gerade darüber aus, dass wieder eine gemeinsame Bekannte ins Altenheim ziehen musste. „Es ist gut, dass das hier so zentral liegt, dann können wir sie regelmäßig besuchen“, sind sie sich einig. Sie können sich „glücklicherweise“ noch selbst versorgen.
Dieter Feldmann serviert neuen Kaffee. Rund um die Theke haben sich inzwischen ein paar Herren zum Frühschoppen eingefunden. Sie reden über Fußball. Die Frauen planen indes ihren nächsten Ausflug, raus aus Resser Mark.