Gelsenkirchen.

Der Abend geht direkt mit einem Kracher los. Der ist allerdings gar nicht im Programm von Murat Topal vorgesehen...

Während er also am Samstag seine Gäste in der Kaue zu „Multi Tool - Der Mann für alle Fälle“ begrüßt, telefoniert eine Frau im Publikum ungeniert weiter. Und das in einer Lautstärke, bei der der Besucher beinahe davon ausgehen muss, dass es sich um einen Teil der Show handelt. Ist aber nicht so. Als die Störenfrida ihr Gespräch endlich beendet, hakt Murat Topal breit grinsend ein: „Bestell noch ‘n schönen Gruß, ja?!“

Während seiner langjährigen Dienstzeit als Polizist hat er gelernt, freundlich zu bleiben. Das zahlt sich letztendlich also auch bei Comedy-Abenden aus. Als Sohn eines Türken, der ganz alleine und im Pyjama eine Demo gewaltbereiter Linksradikaler auflöste, habe er das Argumentieren einfach in der „Genetik“, sagt Topal. Deshalb haben ihn seine Kollegen früher – während seiner „Polissei-Sseit“ – auch immer vorgelassen, wenn es darum ging, jemanden totzuquatschen. Aber er ist nicht allmächtig.

Es rappelt in der Kiste

Als Polizist habe er zwar brutale Hünen, die ganze Einrichtungen kurz und klein schlugen, zum Mitkommen auf die Wache überreden können, aber wenn die Diskussion über das Für und Wider einer Jacke im Winter mit seiner 3-jährigen Tochter beendet ist, bricht er vor ihr kniend in Tränen aus. Nichts zu machen – der Verhandlungspartner ist übermächtig.

Überhaupt spielt Familie eine große Rolle in Murat Topals aktuellem Programm „Multi Tool - Der Mann für alle Fälle“. Nach zwei Kindern beschränkt sich romantischer Körperkontakt im Hause Topal auf das Entfernen von Pickeln oder Nasenhaaren beim Partner – also bei ihm. „Es rappelt in der Kiste“, erzählt der Comedian vom Trubel daheim – „außer in der Kiste.“ Zwinker, zwinker. Topal erzählt von seiner Passion Baumarkt („Das ist für mich wie Therapie. Ich schwebe durch die Gänge.“), dem korrekten Laminat-Verlegen unter Dachschrägen und den abstrusen Gesprächen mit Bauleiter Kosewitz, der sein Haus im Berliner Stadtteil Britz baut.

„Ich bin halb deutsch, halb türkisch – also rischtischer Berliner“, sagt Topal. Auch andere Dialekte, oder gar Sprachen, scheinen ihm nicht fremd zu sein. Und so sächselt, bayert, schwäbelt er und manipuliert bei einem Polizeieinsatz die Gegensprechanlage einer Fastfood-Filiale. Die obligatorische Begrüßungsformel in mehr als zehn Sprachen ist dem Fahrer des „vollgetribelten Corsa“ dann doch zu viel. Topals Frau ist schwäbisch. „Deshalb gibt es bei uns zu Hause manchmal Currywurst in Spätzle mit Ayran.“ Da schüttelt sich der Zuschauer nicht nur vor Lachen.

Gratis-Tee gegen Kälte

Apropos Schütteln: Die Heizung in der Kaue stößt bei derartig niedrigen Temperaturen auch schon mal an ihre Grenzen und so ist es dort am Samstagabend nicht unbedingt so warm wie sonst. Die meisten Besucher behalten daher ihre Jacken lieber an und nehmen das Gratis-Tee-Angebot in der Pause gerne an.