Gelsenkirchen.
Fasziniert lauschen die Zuschauer den harmonischen Klängen des Kinor und beobachten neugierig wie der Musiker Andronik Yegiazaryan gefühlvoll die Saiten zupft.
Dass die musikalische Weltreise, die am Sonntagnachmittag in der „flora“ unterschiedliche Musikstile und Kulturen auf einer Bühne zusammenbrachte, mit dem israelitischen Zupfinstrument begann, war übrigens kein Zufall. Schließlich trägt der Gastgeber den gleichen Namen: Beim Konzert „Klänge der Vielfalt“ des jüdischen Kulturvereins KINOR e.V. erwartete die Besucher ein buntes Programm mit Klängen und Rhythmen aus der ganzen Welt.
Integration als Miteinander
„Integration heißt nicht nebeneinander, sondern miteinander leben“, sagt die Vorsitzende des Vereins Elena Gubenko voller Überzeugung. „Das Wichtigste ist die Kommunikation zwischen den Kulturen, um Vorurteile und Klischees aus der Welt zu schaffen.“ So sollte die Veranstaltung unter dem Motto „Kulturelle Vielfalt gibt einen guten Klang“ die wechselseitige Bereicherung der Kulturen aufzeigen.
Der Multi-Instrumentalist und Obertonsänger Jonas Nondorf, Sängerin Mariya Kats und Musiker Andronik Yegiazaryan präsentierten eine weite Palette von Liedern, spielten zahlreiche seltene Instrumente wie Sansula (afrikanisches Zupfinstrument), Def (orientalische Rahmentrommel), Saz (türkische Langhalslaute) oder Duduk (armenisches Rohrblattinstrument) und verrieten viele interessante Hintergrundinformationen.
Vom sefardischen Schlaflied über das ukrainische Liebeslied, slowakischen Funk und brasilianischen Bossa Nova bis hin zum afrikanischen Rhythmuslied – die ganze Welt war vertreten.
Chinesischer Drachentanz
Tänzer und Theaterpädagoge Rolf Gildenast begeisterte das Publikum mit Tanzeinlagen. So zeigte er unter anderem eine kenianische und eine russische Darbietung sowie türkischen Bauch- und einen chinesischen Drachentanz. Das Publikum hatte zwischenzeitlich immer wieder die Möglichkeit, interaktiv mitzuwirken und durfte mittanzen, singen und Instrumente ausprobieren.
„Ich bin fasziniert von der Kreativität der Künstler und stolz, dass sie heute so ein tolles Programm vorstellen“, verrät Elena Gubenko, die 1993 aus der Ukraine nach Gelsenkirchen kam. „Auf der Bühne stehen übrigens zwei Künstler, die in Deutschland geboren wurden sowie zwei Musiker, die wie ich aus der Ukraine eingewandert sind.“
Mitbestimmung und Eigenständigkeit
Mit KINOR möchte sie die jüdische Öffentlichkeit wecken. Ihr Ziel sei Mitbestimmung und Eigenständigkeit. „Ich möchte nicht durch andere repräsentiert werden, sondern eine eigene Stimme haben“, so die Jüdin. „Integration ist keine Einbahnstraße.“
Während des Konzerts im voll besetzten Kulturraum bekamen die Zuschauer einen Eindruck von kultureller Vielfalt und belohnten die Künstler schließlich mit großem Applaus.