Die "Gelsenkirchener Elternschule" gibt es auch in russischer und türkischer Sprache. Migranten werden dort fit gemacht für die Kindererziehung. Kulturelle Orientierung steht dabei ganz oben auf dem "Stundenplan"

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© Cornelia Fischer

Wenn Eltern wieder die Schulbank drücken müssen, dann freuen sich die Kinder. Während Oxana Petrova, Irina Rieb, Olena Kozhukhar, Jelena Kalyagina und Patricia Statot-Alisch im Klassenraum geometrische Formen lernen, im Internet nach kulturellen Leckerbissen stöbern, Lieder singen oder sich über Kindererziehung unterhalten, toben die Kleinen im Nachbarzimmer. Und von dem, was ihre Mütter soeben lernen, profitieren die Kinder. In der Volkshochschule werden mit großem Erfolg seit drei Jahren Elternkurse in russischer und türkischer Sprache angeboten.

Die "Gelsenkirchener Elternschule" wurde als Modell im Rahmen der städtischen Familienförderung entwickelt und steht im engen Zusammenhang mit den 2005 in Gelsenkirchen eingeführten Hausbesuchen in allen Familien mit Erstgeborenen, erklärt Fachbereichsleiterin für Familienbildung und Fremdsprachen Dorothea Ewering. In der Elternschule lernen die Erwachsenen nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch Wissenswertes rund um die Erziehung kennen. Themen, die behandelt werden, sind zum Beispiel die Bedürfnisse und Entwicklungsschritte von Kindern, Regeln, Rituale und konsequentes Verhalten, Bewegungsförderung, Ernährung und Gesundheit.

Elena Gubenko leitet den Kursus für Migranten aus Ländern der früheren Sowjetunion. Mit Feuereifer ist sie dabei, bringt immer wieder neue Ideen mit in den Kurs ein und weiht die Teilnehmer in die Kunst des Erziehens ein. "Eine Familie kann gut wachsen, wenn dort ein breites Interessenspektrum vorherrscht", sagt Gubenko. Deshalb sei es so wichtig, sich kulturell zu orientieren und gerade in einem fremden Land diese Schätze zu entdecken.

"Diese Kurse eigenen sich hervorragend, sich ein eigenes Netzwerk aufzubauen", ergänzt Sozialpädagogin Elena Voino, die als Mitarbeiterin der Familienförderung die Hausbesuche durchführt und dabei Eltern zur Teilnahme an Elternkursen gewinnt. "Wenn die Eltern erst kurz in Deutschland sind, ist dieses Netzwerk hilfreich, neue und tragfeste soziale Beziehungen aufzubauen", so Voino weiter.

Die Teilnehmer werden später durch Nachtreffen in Kontakt bleiben. "Ich bin seit eineinhalb Jahren in Deutschland und habe von meiner Hebamme von diesem Kurs erfahren, sagt Jelena Kalyagina, die vor drei Monaten eine Tocher geboren hat. "Ich bin von dem Kurs positiv überrascht und habe bereits eine Menge lernen können. Hier herrschen andere Regeln, und der Kurs bietet eine gute Hilfestellung", sagt die junge Mutter, die in ihrer Heimat als Musiklehrerin gearbeitet hat. Auch Irina Rieb ist von dem Inhalten der Elternschule angetan. "Ich arbeite als Hebamme und kann so gleich das Erlernte an die jungen Mütter weitergeben."

Die Kurse richten sich an Eltern von Kindern bis drei Jahren und finden in sieben Einheiten statt. Der nächste Kurs in russischer Sprache findet ab Freitag, 29. Februar, von 17 bis 18.30 Uhr im Bildungszentrum (Ebertstraße 19) statt. Für einkommensschwache Familien besteht die Möglichkeit, Gutscheine zu erwerben. Informationen gibt es unter Tel: 169 2697 (Dorothea Ewering) oder 169 9432 (Ina Woelk).