Gelsenkirchen.

Mit stolz geschwellter Brust stoßen die Jägerinnen und Jäger des Hegerings Gelsenkirchen-Alt zur Begrüßung standesgemäß in ihre Hörner.

Die Grünröcke blasen aber nicht zur Jagd, sondern wollen sich über die Ausübung ihrer Passion in befriedeten Bezirken – Friedhöfe, Sportanlagen oder Kleingartenanlagen – informieren. Zur Versammlung am Mittwoch hat die Gruppe nämlich fachkundigen Besuch: den Kreisjagdbeauftragten der Stadt, Reinhard Jäger.

Skepsis gegenüber bewaffneten Jägern im Park

„Das hat mit Jagen nicht viel zu tun, das ist eher Schädlingsbekämpfung“, sagt Friedhelm Rikowski über die Pirsch in Ballungsräumen. In befriedeten Bezirken, allein in Gelsenkirchen gibt es davon etwa 100, ruht eigentlich die Jagd. Nur mit Genehmigung der unteren Jagdbehörde dürfen nach Notwendigkeit (Schäden durch Fraß, Überpopulation, Krankheiten) Kaninchen und Tauben getötet werden. „In seltenen Fällen kann diese Genehmigung auf Füchse ausgedehnt werden“, weiß Reinhard Jäger. Bei privaten Grundstücken stellt der Eigentümer einen Antrag bei der Stadt und kann einen Jäger vorschlagen. Bei öffentlichen Grundstücken entscheidet die Stadt, ob gegebenenfalls Tiere zum Abschuss frei gegeben werden sollten.

Der Kreisjagdbeauftragte agiert als Bindeglied zwischen Jägerschaft und Behörden, versteht sich aber auch als Ansprechpartner für die Bürger. „Vor allem in Fachfragen wendet sich die Stadt häufig an mich“, so Jäger über seine Tätigkeit. Auch Anwohner kommen auf ihn zu, nicht selten kritisch. Militante Jagdgegner gebe es hier zwar nicht, dennoch stoßen Jäger häufig auf Skepsis, wenn sie beispielsweise in Parks bewaffnet unterwegs sind. „In anderen Städten stellen sich die Leute regelrecht auf die Barrikaden.“

Polizei oft alarmiert

Davon kann auch Friedhelm Rikowski ein Lied singen. Im Bulmker Park hat der Jäger schon häufig Gegenwind bekommen. „Dass aber Hochsitze angesägt werden oder die Autos der Jäger demoliert werden, passiert nicht“, so Rikowski vom Hegering Gelsenkirchen Alt. Auch die Polizei werde häufig alarmiert, berichten die Waidleute. Die stelle dann meist sehr schnell die Rechtmäßigkeit der „Jagd“ fest. „Bei Gemeinschaftsjagden informieren wir vorab die Leitstelle der Polizei“, erläutert Reinhard Jäger. „Bei der Jagd mit einem Kleinkaliber im Park ist das nicht notwendig, bei Flintenschüssen schon.“

Die Jäger befürchten Einschränkungen, da die Landsregierung eine umfangreiche Reform des Landesjagdgesetzes plane. Die Zahl der jagdbaren Arten soll eingeschränkt werden, auch bestimmte Praktiken wie das Aufstelle von Fallen, stehen zur Debatte. Jäger: „Wenn wir nicht aktiv werden, könnte bald sämtliches Niederwild von der Jagd ausgenommen werden.“