In Essen tagte am Dienstag die Stadttaubenkonferenz. Karl Henke vom Förderverein des Taubenhauses nahm vor allem eine Erkenntnis mit nach Hause: Gelsenkirchen braucht eine gesamtstädtische Lösung

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"RATTEN DER LÜFTE" EINE BESTANDSAUFNAHMEMit einer Kniffte in der Hand kann der Spaziergang durch die Fußgängerzone zum Spießrutenlauf werden. In letztem Moment duckt man sich vor einem Schwarm er Tauben, hält den nach Krumen gierigen Blicken der unverschämten Gesellen stand und findet zu guter Letzt noch einen frisch glänzenden, wohl platzierten Klecks auf dem neuen Wintermantel.

Stadttauben gibt es überall auf der Welt, überall dort, wo genügend Futter lockt. Um der wachsenen Population in den Innenstädten Herr zu werden, hat die Universität Duisburg-Essen am Dienstag Vertreter der Kommunen zur Stadttaubentagung nach Essen eingeladen. Aus Gelsenkirchen reisten Karl Henke und zwei weitere Mitglieder des Fördervereins Taubenhaus zur Tagung und brachten vor allem eine wesentliche Erkenntnis mit nach Hause: "Wir brauchen unbedingt ein gesamtstädtisches Konzept".

Das Taubenhaus in Buer sei ein guter Anfang, so Henke, doch um die Vögel auf Dauer aus der Innenstadt zu vertreiben, bräuchte es mindestens drei oder vier weitere Standorte im Stadtgebiet. "Mit dem Taubenhaus versucht man, die Tierchen über ein Futterangebot zu binden, zum Brüten zu bewegen und dann die Eier gegen Gipseier auszutauschen". 400 Stück wurden den Taubenmüttern allein in diesem Jahr schon unterm Federkleid hervorgemopst.

So soll die Population in den Fußgängerzonen verringert und durch gutes Futter auch der gesundheitliche Zustand der Vögel verbessert werden. Denn gesunde Tauben übertragen auch weniger Krankheiten. Zerzaustes Gefieder, verkrüppelte Füße - das sehe man bei den Gelsenkirchener Tauben nur noch selten. "Die sehen tatsächlich relativ gesund aus", bestätigt auch Taubenzüchter Theo Berkel von der Reisevereinigung Buer 1919.

Doch Taubenhäuser zu bauen und zu unterhalten ist eine kostspielige Angelegenheit: Allein im Bueraner Domizil am Goldbergplatz verschlingen die 60 bis 80 gefräßigen Mieter monatlich 25 Kilo feinsten Körnerfutters. Das will finanziert und koordiniert werden: Also auch eine Frage der Politik und Verwaltung, die es nun gilt, zusammenzutrommeln, um ein gesamtstädtisches Konzept voranzutreiben.

Dass die Tauben ein Problem darstellen, ist der Stadt dabei sehr wohl bewusst. "Trotzdem denke ich, dass wir alles zu ihrer Vergraulung getan haben, was man tun kann", äußert sich Stadtsprecher Martin Schulmann, "die Geschäfte haben Pins angebracht, damit sich die Tauben nicht niederlassen und in der ganzen Stadt herrscht Fütterverbot".

Spieße an den Fassaden zu montieren oder nicht, bleibe dabei jedem Hausbesitzer selbst überlassen. Aber besonders der Kot der Tauben, die sich von Abfall ernähren, enthalte ätzende Stoffe, die der Bausubstanz schaden können. Ein Problem, über das sich vor allem auch Kirchen mit aufwändigem Mauerwerk Gedanken machen sollten. Die Probsteikirche St.Augustinus in der Innenstadt jedoch braucht sich darum keine Sorgen mehr zu machen. Sie erhält Hilfe von oben: "Im Turm haben sich Falken niedergelassen, also hat sich das Problem von allein erledigt", freut sich Verwaltungsleiter Christian Gerhardus.