Gelsenkirchen. Friedhelm Rikowski jagt seit fünf Jahren mit städtischer Genehmigung im Bulmker Park. Dabei findet er oft die Spuren von Großstadt-Rambos, die dort mit dem Luftgewehr wild rumballern. Aber auch gut gemeinte Tierliebe schlägt oft ins Gegenteil um.

Von elf angeschossenen Tauben, qualvoll verendeten Kaninchen und einer am Kopf getroffenen Katze berichtet Friedhelm Rikowski. Mit einem Luftgewehr wurden die Tiere zum Teil so schwer verletzt, dass sie „Qualen gelitten haben müssen“, sagt der 55-Jährige.

Wilde Ballereien mit Luftgewehren

Seit rund fünf Jahren jagt er mit Genehmigung der Stadt im Bulmker Park und der angrenzenden Kleingartenanlage. Elf Tauben, in deren Brust noch eine Diabolokugel steckte, habe er alleine in den letzten zwei Jahren geschossen. Doch ein Luftgewehr reicht häufig nicht aus, um die Tiere sofort zu töten. „Sie verenden nicht mit dem ersten Schuss, sie quälen sich häufig noch einige Stunden oder leben zum Teil mit Schmerzen weiter. Wie bei den Tauben, bei denen die Geschosse eingewachsen sind.“ In den meisten Fällen würden die Tiere aber innerlich verbluten und dabei „qualvoll zu Grunde gehen“. Verständnis hat der Verwaltungsbeamte für Großstadt-Rambos, die in dem Park wild um sich ballern, keines. Vor rund zwei Wochen hat die Polizei einen Luftgewehrschützen gestellt. Rikowski hofft, dass jetzt Ruhe vor seiner Haustür einkehrt. Er ist skeptisch.

Der oder die Luftgewehrschützen sind nicht seine einzige Sorge. Da wären ja noch die Zwergkanichen. Eigentlich Haustiere, von denen im letzten Sommer alleine drei im Bulmker Park ausgesetzt wurden. „Die Menschen glauben, dass sie den Kaninchen damit ein besseres Leben ermöglichen, doch genau das Gegenteil ist der Fall“, so Rikowski. Denn als Haustiere haben sie ein anderes Verdauungssystem. Sie vertragen keinen Klee oder Löwenzahn und sind strikt an Futter aus der Zoohandlung gewöhnt. Darüber hinaus haben sie auch nie ein Fluchtverhalten ausgeprägt und sind Raubtieren wie Katzen und Füchsen in der freien Natur hilflos ausgeliefert.

Vermeintliche Tierliebe schadet oftmals den Tieren

„Das ist im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen“, merkt Friedhelm Rikowski an. Zwar habe er versucht, die Tiere einzufangen - die Feuerwehr hielt sich laut eigenen Angaben nicht für zuständig und Haustiere dürfen per Gesetz nicht geschossen werden – doch seien die putzigen Tierchen zu schnell gewesen. Die Natur hat ihren Lauf genommen. Dabei wäre die Lösung einfach. Erst überlegen, dann ein Tier kaufen und wenn es schon abgegeben werden muss, dann bitte im Tierheim, oder „in der Zoohandlung, die nehmen die Tiere auch häufig zurück“.

Ein weitere Problemzone ist der Ententeich. Auch hier schlägt vermeintliche Tierliebe allzu häufig ins Gegenteil um. „Die größten Schmutzfinken sind die, die mit einem Sack Brot an den Teich kommen und die Enten füttern“, erklärt der Jäger. Denn was nach dem großen Gelage an Brotkrumen übrig bleibt, wird zu einem Fäulnisschlamm, der dem Wasser den Sauerstoff entzieht. Der Teich könnte irgendwann „kippen“ und alles Leben in ihm würden erlöschen. „Wir wären schon zufrieden, wenn die Leute die Enten an Land füttern. Das wäre zwar immer noch ein fauler Kompromiss, aber nicht ganz so schlimm fürs Wasser.“ Ginge es nach ihm, wäre das Füttern ganz verboten.