Gelsenkirchen-Buer.
Elke Ruhmhardt hat ein Herz für Tiere: Mit Hühnerfutter hat die Gelsenkirchenerin ihren tierischen Findling, Taube „Karlchen“, aufgepäppelt. Und im buerschen Taubenhaus im Goldbergpark schweren Herzens wieder in die Freiheit entlassen.
„Einen Vogel hatte ich schon immer, aber das war der erste, den ich gefüttert habe.“ Elke Ruhmhardt lacht. Und sie hat auch allen Grund dazu. Schließlich haben sie und ihr Mann ein tierisches Findelkind aufgepäppelt und schließlich auch wieder in die Freiheit entlassen.
Aber der Reihe nach: Vor ein paar Wochen war Elke Ruhmhardt mit dem Hund in der Heege spazieren. Es war kalt, stürmisch. „Da habe ich auf einmal ein Riesennest gefunden“, blickt die pensionierte Altenpflegerin zurück. „Darin lag etwas Nacktes, Naturfarbenes. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich den kleinen Vogel. Und den konnte ich natürlich nicht zurücklassen. Das hätte ich nie übers Herz gebracht.“
Gemahlenes Hühnerfutter
Also ab ins warme Heim mit dem hilflosen Tier. Am Abend ging es dann zum Tierarzt. „Der hat dann erkannt, dass es sich um eine Taube handelt, und mir so ganz grob erklärt, was Tauben so fressen.“ Und... was mag so ein geflügelter Findling? Döner und Pommes wie die Tauben in der Innenstadt? „Hühnerfutter“, gab’s zumindest bei Elke Ruhmhardt. „Das habe ich dann mit der Pfeffermühle klein gemahlen, feucht gemacht und in den Kleinen reingestopft.“
Dreimal täglich gab es auf diese Weise etwas in den Schnabel. Sogar in den Urlaub haben Elke Ruhmhardt und ihr Mann Heino ihr Ziehkind mitgenommen. Als es mit dem Wohnwagen an die Mosel ging war die Taube mit an Bord. Vor Ort spendierten die beiden dem Tier dann noch einen speziellen Käfig. „Damit er nicht wegfliegt. Schließlich kennt er sich an der Mosel ja gar nicht aus.“
Bei aller Liebe, irgendwann mussten sich die Ruhmhardts dann aber doch von ihrem Karlchen, wie sie den Flattermann getauft haben, trennen. So brachten das Ehepaar die Wildtaube ins buersche Taubenhaus im Goldbergpark – natürlich nicht, ohne den Liebling sicherheitshalber zu markieren. „Mein Mann hat ihm ein kleines Kabel um die Kralle gebunden, dass wir ihn immer erkennen würden.“
„Taubenmutter“
Dabei wäre das vielleicht gar nicht notwendig gewesen. Über die Wochen der Aufzucht haben sich die Ruhmhardts ihr Karlchen schließlich genau eingeprägt und würden ihn auch so unter den anderen Taubenhausbewohnern direkt wiedererkennen. „Er hat unten am Flügel einen kleinen weißen Streifen“, beschreibt Elke Ruhmhardt ihren Karl immer noch blind. „Außerdem ist er ja eine braune Wildtaube und hat im Vergleich zu den anderen Stadttauben auch braune und keine roten Füße.“
Trotzdem konnten die Ruhmhardts bei ihrem jüngsten Besuch am Taubenhaus ihre Taube nicht ausmachen. „Ganz viele Tauben sind hinein- und hinaus geflogen. Nur unser Karlchen nicht“, sagt Elke Ruhmhardt mit einem gewissen Bedauern. „Aber der Mitarbeiter, der das Taubenhaus betreut, hat uns gesagt, dass Karlchen immer noch da und wohlauf ist. Wahrscheinlich war einfach nur gerade auf Jück.“
Mit ihrer Tierliebe zu den bei vielen nicht so gern gesehenen Vögeln stehen die Ruhmhardts nicht allein da. Auch die im vergangenen Jahr verstorbene Erna Kühn hat sich in der Vergangenheit ehrenamtlich um die Tiere verdient gemacht. An die „Taubenmutter“ erinnert seit neuestem eine Gedenktafel am Taubenhaus.