Gelsenkirchen. .

Moraltheologie und Ethik können durchaus lustig sein. Auch wenn ein ernstes Anliegen im Mittelpunkt steht.

Wenn es um den Sonntag und seinen schwindenden Stellenwert in der Gesellschaft geht, verstehen die Christlichen Sozialverbände tendenziell keinen Spaß. Aber Prof. Dr. Peter Schallenberg, Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie und Ethik an der Theologischen Fakultät Paderborn, referierte beim Neujahrsempfang von EAB, KAB und Kolping im Augustinushaus in der Altstadt pointiert und humorvoll über den „Sabbat“ und seine Bedeutung.

Mit einer Prise Pathos bezog zuvor Klaus Wehrhöfer, Kolping-Bezirksvorsitzender, Stellung: „Wir sind aktuell dabei, dieses hohe Kulturgut zu demontieren. Die Menschen strömen zu Tausenden in die Konsumtempel. Woran liegt es, dass es brummt, wenn verkaufsoffener Sonntag ist?“ Die Politik sei gefordert, wenn es um die „schleichende Aushöhlung des Sonntagsschutzes“ gehe. Der „Tag des Herrn“ gelte der seelischen Erholung, solle Zeit für sich selbst, für die Familie und für Gott bieten.

Der Tag der Ruhe

Monsignore Schallenberg, der auch Direktor der katholischen sozialwissenschaftlichen Zentralstelle in Mönchengladbach ist, unterteilte seine freie Rede in einen theologischen und einen politischen Part. „Der Sabbat ist der Tag, an dem der Mensch ganz Gott gehört“, sagte Schallenberg auf dem Podest unter dem Kreuz der Arbeitslosigkeit und griff in diesem Zusammenhang auch den Schöpfungsgedanken auf. Knapp 300 Gäste waren ins Augustinushaus an der Ahstraße gekommen.

Die „7“ sei die Zahl der Vollkommenheit, setze sich aus der Zahl Gottes (3) und der Zahl der Menschen (4) zusammen, erläuterte der Moraltheologe zum siebten Tag der Woche – dem Sabbat. Das Wort „Sabbat“ kommt aus dem hebräischen und bedeutet übersetzt „beenden“, allerdings nicht im Sinne von „Vollenden“, wie Schallenberg betonte, sondern viel mehr im Sinne von „Ruhen“.

Keine "konsumierende Kaninchen"

„Der Mensch möchte mehr sein als eine Maschine“, sagte der Monsignore im politischen Teil seiner Rede und bemühte dafür Immanuel Kants kategorischen Imperativ: „Der Mensch will selbst Zweck sein.“ Der Sonntag als arbeitsfreier Tag geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück. Kaiser Wilhelm II. legte dafür 1891 den Grundstein. Es gebe kein Land auf der Welt, so Schallenberg, in dem es nicht von Gesetzes wegen einen arbeitsfreien Tag gebe.

Das heiße aber nicht, dass auch der Konsum juristisch eingeschränkt werde. „Und genau das ist der Punkt!", sagte Schallenberg mit Nachdruck und kam auf die Vereinigten Staaten zu sprechen: „In den USA liegt die Bedeutung des Kirchbesuchs weit höher als bei uns. Aber sie kennen dennoch keine Einschränkung beim Konsum.“ Der Sonntag sei in den Staaten für Geschäfte ein ganz normaler Arbeitstag. „Das ist eine mögliche westliche Kultur. Sie sollte aber nicht unsere sein.“ Der Mensch sei mehr als ein „konsumierendes Kaninchen“.

Ein besonderer Tag

Der Sonntag sei nicht „variabel einsetzbar“ und er schütze sich schon gar nicht selbst.

Stadtdechant Wilhelm Zimmermann stellte in seinem Grußwort im Anschluss die Frage: „Sonntag – sieht man das eigentlich auch an unserer Kleidung?“ Es sei wichtig, so Zimmermann, dass auch nach außen getragen werde, dass der Sonntag ein besonderer Tag sei.

Der Heimatbund lädt herzlich zu einer Veranstaltungsreihe mit Führungen durch verschiedene Gotteshäuser Gelsenkirchens ein. Die erste Führung findet statt am Donnerstag, den 19. Januar 2012 um 16.00 Uhr durch die Neue Synagoge an der Georgstraße.

Die Teilnahme ist kostenlos, jedoch ist eine telefonische Anmeldung unter Tel. 01577-9475498 oder 0209-37 94 48 erforderlich.

Weitere Informationen unter www.hb-gelsenkirchen.de