Gelsenkirchen. . Die Werbegemeinschaften und der Einzelhandelsverband in Gelsenkirchen sind nicht erfreut: Die rot-grüne Landesregierung will die Zahl der erlaubten verkaufsoffenen Sonntage reduzieren - von vier pro Stadtbezirk auf vier pro Stadt.

5 x 4 = 20? Wenn es nach der rot-grünen Landesregierung geht, wird diese Rechnung in Zukunft nicht mehr aufgehen, soll die Zahl der erlaubten vier verkaufsoffenen Sonntage pro Stadtbezirk - in Gelsenkirchen sind es fünf - doch reduziert werden, womöglich auf vier verkaufsoffene Sonntage stadtweit. Den örtlichen Werbegemeinschaften und dem Einzelhandelsverband sträuben sich angesichts solcher Überlegungen die Haare.

„Gerade Stadtteile wie Horst oder Erle blieben auf der Strecke, wenn ein verkaufsoffener Sonntag für Gesamt-Gelsenkirchen gelten würde. Die Masse der Kunden würde auf die Bahnhof- und die Hochstraße strömen, nur rund 10 Prozent entschieden sich für das Einkaufen im Stadtteil“, fürchtet etwa Erich Schmitz, stellvertretender Vorsitzender der Werbegemeinschaft Gelsenkirchen, in der rund 50 Betriebe organisiert sind.

Auch Markus Richter, Geschäftsführer des Gelsenkirchener Einzelhandelsverbandes, argumentiert, „die Nebenzentren brauchen solche Sonntage dringend, um auf ihre Qualitäten aufmerksam zu machen und gegen Ketten mit großer Verkaufsfläche zu bestehen. Alleine verfügen sie nicht über genügend Ausstrahlungskraft.“

"Mitarbeiter sind froh über Sonntagszuschläge"

Das kann Bernd Strickling, Vorsitzender der Werbegemeinschaft im „kleinen“ Horst, nur bestätigen: „Wir locken bei den verkaufsoffenen Sonntagen im Stadtteil, die immer mit einer Veranstaltung verbunden sind, auch neue Kunden an.“

Wie Strickling, Schmitz und Richter plädiert auch Hans Klare, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Buer mit rund 70 Mitgliedsbetrieben, dafür, die alte Regelung beizubehalten. Das Argument, die zusätzliche Sonntagsarbeit der Beschäftigten im Einzelhandel sei familienfeindlich, hält er für nicht stichhaltig. „Nach meinen Erfahrungen sind viele Mitarbeiter froh über die Sonntagszuschläge und den Freizeitausgleich.“ Im Gegenteil sei es sogar ausgesprochen familienfreundlich, dass sonntags auch mal der Vater mit shoppen gehen könne.

Höchstzahl nicht ausgeschöpft

Der Einzelhandelsverband hält die Belastung für Familien für gering. „Es handelt sich doch nur um vier Sonntage im Jahr“, so Richter. Horst und Erle, betont Schmitz, hätten die zulässige Höchstzahl von vier Sonntagen nicht einmal ausgeschöpft.

Angesichts dieser Zahlen sehe er auch nicht die Sonntagsruhe gefährdet, zumal die Kirchen 2010 nichts gegen geöffnete Geschäfte an Palmsonntag und Reformationstag einzuwenden gehabt hätten. Nur einige Mitglieder der CDU hätten dies kritisiert, sagt Schmitz, „obwohl sich der morgendliche Kirchgang mit einem Einkaufsbummel am Nachmittag vereinbaren lässt.“